Radverkehr: Mehr Asphalt – und zwar pronto, bitte!
Neukölln hat seine erste Fahrradstraße. Allet schick soweit – wenn sie nur nicht so kurz wäre und die geplanten Schilder auch schon stehen würden.
So richtig verstanden habe ich die neue Fahrradstraße in Neukölln noch nicht. Es war Montag Nachmittag, die feierliche Einweihung mit grüner Polit-Prominenz dürfte gerade vorbei gewesen sein, aber von all dem wusste ich zu diesem Zeitpunkt nichts. Ahnungslos fuhr ich radfahrender Weise mit dem Nachwuchs die Weserstraße hoch Richtung Kotti – da versperrte ein quer einbetoniertes Schild den Radweg.
Irritiert schaute ich mich um: Das Einfahrt-Verboten-Schild für Autos (wegen der Einbahnstraße) stand da wie immer, ebenso das Radfahrer-frei-Schild darunter. Nur dass ich nicht mehr fahren konnte. „Was soll die Sch… wieder?“ hob ich an zu fluchen, verkniff mir aber wegen meines Kindes weitere Tiraden.
Gefallen ist der Groschen dann Dienstag Vormittag. An derselben Stelle – Weser/Ecke Reuter – fällt mir nun doch das neue Schild (über den anderen) auf: „Fahrradstraße“ verkündet es. Und wie in der Werbung fahren direkt vor mir entspannt plaudernde Radfahrer nebeneinander die Straße hoch.
An der Verwirrung ist aber nicht nur meine Trotteligkeit schuld. Denn die Weserstraße ist lang, die Fahrradstraße kurz: Sie verläuft schildermäßig bislang nur bis zur Ecke Reuterstraße, offiziell immerhin eine Ecke weiter bis zur Ecke Pannierstraße – aber südlich davon geht alles seinen alten Trott. Also Kopfsteinpflaster für die Autos, buckeliger Radweg für „uns“. Beziehungsweise seit einer gefühlten Ewigkeit nichts von beidem, weil die Straße wegen Rohrarbeiten aufgerissen ist. Wer also von weiter aus Süden kommt, hat nun zwei „Systeme“ in einer Straße zu bewältigen. Da kann man schon überfordert sein.
Zweite Radstraße geplant
Perspektivisch soll sich das natürlich ändern, erklärt Bernd Szczpanski, grüner Fraktionsvorsitzender in der Bezirksverordnetenversammlung. Ziel sei, die gesamte Weserstraße zur Fahrradstraße zu machen. „Das hängt aber vom Asphalt ab.“ Sprich: Wann das Straßenbauamt genug Geld hat, den Belag zu erneuern.
Was noch fehlt: Die Querstraßen zur Fahrradstraße sollen alle mit Stopp-Schildern versehen werden, damit die RadlerInnen Vorfahrt kriegen. Das gebe es nicht mal in der Linienstraße in Mitte, lobt der Grüne und verspricht, die Schilder würden „zügig“ kommen. Genaueres wisse aber nur das Tiefbauamt.
Und was ist mit der zweiten Fahrradstraße, die laut Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) in der Pflügerstraße und am Weigandufer kommen soll? Auch diese Frage konnte bis Redaktionsschluss niemand beantworten.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Treffen in Riad
Russland und USA beschnuppern sich vorsichtig