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Radler-Schlafplatz

■ Mit „Bett & Bike“ findet sich immer eine Übernachtung auf den Fernrouten / Fahrradfreundlichkeit wird hier garantiert

Radtour geplant? Karten schon gekauft und auch die Routen festgelegt? Ja, dann bleibt nur noch eine Frage offen: Wo zwischendurch Übernachten? Und woher wissen, welches Hotel wann am Wegesrand auftauchen wird? Spontanes Restrisiko. Aber das kann sich ändern. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) war das Schulterzucken auf die immergleichen Bettenfragen leid und brachte die Übernachtungsfibel „Bett & Bike“ raus.

2.300 extra fahrradfreundliche Hotels, Gaststätten und Campingplätze werden im bundesweiten „Kursbuch“ angeboten, das im April in Neuauflage erscheint. Auch eine Regionalausgabe für Niedersachsen ist seit drei Wochen auf dem Markt.

Die zertifizierten Adressen liegen möglichst nah an den Fernrouten und versprechen viele Radlerträumen zu erfüllen. Zum Beispiel den Wunsch nach gesicherten Abstellmöglichkeiten fürs Bike und Werkzeug für Reparaturen. Vom Heuhotel bis zum Fünf-Sterne Palast ist alles mit Adresse, Telefon und Entfernung zum Fernradweg verzeichnet – allerdings meist zu einem teuren Preis. Pensionen und Hotels liegen in einer Preisklasse meist um die 60 Mark pro Person mit Frühstück.

„Bislang herrschte unter Hoteliers eher Naserümpfen über die Radurlauber“, meint Organisator Wolfgang Reiche vom Bremer ADFC. Vor Dreck und Regen strotzende Radler würden gerne wieder abgewiesen – für eine Nacht lohne sich das Betten machen nicht. Geld wäre bei den Alternativ-Reisenden wohl nicht zu holen, so die landläufige Meinung.

„Denkste“, erklärt Reiche. Die Drahteselreiter wären in der Regel nicht schluckerarm, sondern gehörten oft zum Mittelstand und würden für den Zweit- oder Dritt-Kurzurlaub auf dem Bike etwas ausgeben wollen. „Auch wenn sie nur eine Nacht bleiben – Hunger haben sie immer nach 'ner langen Tour“, behauptet Reiche. Auch das sorgt für steten Zusatzverdienst. Und die Masse macht's. In der Wesermarsch würden im Jahresdurchschnitt täglich ein bis zwei Radler Rast machen, so die Erfahrung eines Gastbetriebs.

Die Touren-Szene scheint einen neuen Boom zu erleben: Im letzten Jahr war „Bett & Bike Deutschland“ binnen sechs Monaten ausverkauft. In der Neuauflage sind knapp 800 Adressen hinzugekommen. Gleichzeitig werden mit Hochdruck die regionalen Übernachtungsfibeln rausgebracht (für Niedersachsen, NRW, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Bayern), für diejenigen die auf ihren Touren nicht durch mehrere Bundesländer kreuzen. Dafür gibt es in den Regionalen auch Fotos von den Gastbetrieben.

Nur in Bremen spielen fahrradfreundliche Betriebe bislang eine untergeordente Rolle. Gerade mal vier Betriebe in der Bremer Umgebung haben sich bislang für „Bett & Bike“ zertifizieren lassen. „Wir haben zu wenig akquiriert“, erklärt Reiche. Und die Bremer Tourismus Zentrale hat zu wenig Interesse. Dabei wird der Weserradweg jedes Jahr schätzungsweise von 100.000 bis 140.000 Radler befahren – vielfach mit Bremen als Start- oder Zielpunkt. Außerdem kreuzen sich in Bremen noch vier weitere Fernradwege (nach Hamburg, Osnabrück, Groningen und durch die Wesermarsch), die Radtouristen in die Stadt bringen. Da sei noch viel mehr möglich, meint Reiche. „Wir denken zum Beispiel auch an Stadtführungen mit dem Rad“. pipe

„Bett & Bike Deutschland“ kostet 19,80 Mark, „Bett & Bike Niedersachsen“ 12,80 Mark. Beide sind über den Buchhandel oder über den ADFC zu bekommen.

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