Radioaktiver Müll wird verstaatlicht: Atomkonzerne kaufen sich frei
Eon, RWE, EnBW und Vattenfall überweisen 24 Millarden Euro an einen Staatsfonds. Das Risiko für die Endlagerung des Atommülls sind sie damit endgültig los.
Mit der Überweisung übernimmt der Staat die möglichen weiteren Risiken für die End- und Zwischenlagerung des Atommülls. Allerdings bleiben die Konzerne für Stilllegung und Abriss der Kernkraftwerke sowie die Verpackung des Mülls verantwortlich.
Das Geld fließt in einen Fonds, der von Investment-Spezialisten verwaltet wird und über die Jahre an Wert noch deutlich zulegen soll. Daraus sollen die Kosten vor allem für das geplante Atom-Endlager beglichen werden. Wie hoch diese sein werden und ob die Milliarden der Konzerne reichen, kann heute noch niemand verlässlich sagen. Der Zeithorizont umfasst mehrere Jahrzehnte. Spätestens Ende 2022 werden alle Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet.
Vor allem der größte Einzelzahler Eon, der rund zehn Milliarden Euro überweist, musste erhebliche Anstrengungen unternehmen, um das Geld aufzubringen: So gab es bei Eon bereits im März eine Kapitalerhöhung. Zusätzlich legte der Konzern zur Finanzierung Mitte Mai erstmals seit Jahren wieder Anleihen mit einem Volumen von zwei Milliarden Euro auf.
Unverhoffte Zusatzeinnahmen
RWE steuert 6,8 Milliarden Euro bei und stützt sich dabei unter anderem auf Rücklagen, die nach dem 5,3 Milliarden Euro schweren Verkauf der Öl- und Gastochter Dea 2014/15 gebildet wurden. Außerdem hatte der Börsengang der RWE-Ökostromtochter Innogy frisches Geld in die Kasse gebracht. Drittgrößter Zahler ist EnBW mit rund 4,8 Milliarden Euro gefolgt von Vattenfall (1,8 Milliarden Euro).
Noch vor wenigen Tagen hatten Eon, RWE und EnBW allerdings unverhoffte Zusatzeinnahmen kassiert: Der Staat musste nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes gut sechs Milliarden Euro an zu Unrecht erhobener Brennelementesteuer für die Kernkraftwerke plus Zinsen zurückerstatten.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Geiselübergabe in Gaza
Gruseliges Spektakel
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Jugend im Wahlkampf
Schluss mit dem Generationengelaber!
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Russland und USA beharren auf Kriegsschuld des Westens