RWE kauft US-Solaranlagen-Betreiber: Milliardenteure Expansion
Für 6,8 Milliarden Dollar übernimmt RWE den in den USA zweitgrößten Solaranlagenbetreiber Con Edison Clean Energy.
Für RWE ist es die größte Übernahme seit der Abspaltung von Innogy 2018. Bei der Finanzierung bekommt der Essener Konzern Unterstützung vom Staatsfonds von Katar, QIA. Dieser zeichnet eine 2,43 Milliarden Euro schwere Pflichtwandelanleihe. Damit kann QIA mit gut neun Prozent bei RWE einsteigen und zu dessen größtem Aktionär aufsteigen. Der Golfstaat ist in Deutschland bereits bei der Deutschen Bank, bei Volkswagen und Porsche engagiert.
„Die Übernahme von Con Edison Clean Energy Businesses bedeutet einen enormen Schub für die grüne Expansion von RWE in den USA, einem der attraktivsten und am schnellsten wachsenden Märkte für Erneuerbare Energien“, sagte Vorstandschef Markus Krebber. Damit werde RWE in den USA zur Nummer zwei unter den Betreibern von Solaranlagen und zur Nummer vier bei Erneuerbaren Energien insgesamt.
Rund 90 Prozent der installierten Kapazität von drei GW bei Con Edison Clean Energy besteht aus Solaranlagen. Damit schraubt RWE den Solar-Anteil in seinem Portfolio auf 40 von bisher 3 Prozent. Dazu kommt laut RWE eine Entwicklungs-Pipeline von weiteren sieben GW, die die Projekt-Pipeline des Konzerns dort auf 24 GW wachsen lasse.
Kritik von RWE-Aktionär
Deutschland will seine Energieversorgung auf Erneuerbare Energien umstellen, kämpft derzeit aber mit dem Ausfall der Gas-Lieferungen aus Russland. Gas sollte als Brückentechnologie nach dem Aus von Kohle und Atomkraft dienen. Vor diesem Hintergrund kritisierte der aktivistische RWE-Aktionär Enkraft den Schritt: „Es ist vollkommen unverständlich, dass der größte deutsche Energieversorger in der größten Energiekrise in Deutschland einen sieben Milliarden Euro großen Unternehmenskauf in USA durchführt. In Deutschland wissen Stromkunden nicht mehr, wie sie die Strompreise bezahlen wollen, und Herr Krebber geht mit den hohen Gewinnen in USA einkaufen.“ Enkraft hält 0,15 Prozent an RWE.
Mit dem Vollzug der Übernahme rechnet RWE im ersten Halbjahr 2023. Con Edison Clean Energy soll gleich im ersten Jahr ein operatives Ergebnis (Ebitda) von 600 Millionen Dollar zum Gewinn von RWE beisteuern. Der Konzern hatte für Investitionen in „grüne Energien“ in den USA schon 15 Milliarden Euro eingeplant. „Ich freue mich, dass QIA die Ambitionen von RWE, schneller und stärker zu wachsen, mit zusätzlichem Eigenkapital unterstützt“, sagte Krebber. Den Teil des Kaufpreises, den QIA nicht trägt, will RWE mit Krediten finanzieren. An der für 2022 geplanten Dividende von 90 Cent je Aktie soll nicht gerüttelt werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe