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RBB-Doku über Neu-Berliner:innenDas Versprechen von Freiheit

Warum drängt es junge Menschen nach Berlin? Die sehenswerte Doku-Serie „Welcome to Berlin“ über Neu-Berliner:innen zeigt das in fünf Teilen.

Neu-Berliner Luca Fröhlingsdorf bei der Fashion Week – der Influencer will als Fotograf durchstarten Foto: RBB

Berlin taz | Larissa muss lachen, als sie von ihrer geliebten Oma erzählt. Die junge Frau klopft sich dabei mit der Hand in ihre Ellenbeuge und deutet eine Heroinspritze an. Seit die Enkeltochter in Berlin lebt, denkt die Großmutter an Christiane F. und die „Kinder vom Bahnhof Zoo“ und dass „ich ordentlich Party mache …“

Die 28-Jährige ist erst vor Kurzem von Bonn nach Berlin gezogen. Sie ist Stand-up-Come­dienne, die Kamera ist bei einem Auftritt in einem Comedy Club dabei. Larissa ist eine von sechs Prot­ago­nis­t:in­nen der RBB-Doku-Serie „Welcome to Berlin“ über Neu-Berliner:innen. Die fünf Teile sind ab Dienstag in der ARD-Mediathek zu sehen und werden am Mittwochabend am Stück im RBB-Fernsehen ausgestrahlt. Es lohnt sich.

Berlin war schon immer ein Magnet für junge Menschen und ist es immer noch. Die Stadt wächst und wächst. Mensch erlebt das im stressigen Alltag ja am eigenen Leib – etwa in den übervollen U-Bahnen. Die Hauptstadt zählte laut Amt für Statistik Berlin-Brandenburg am 31. Dezember 2023 (jüngere Daten gibt es nicht) insgesamt 3.878.100 Einwohner:innen. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das einen Zuwachs von 27.291 Menschen.

Stephano ist einer von ihnen. Der Musiker ist aus Worms nach Berlin gezogen und hofft, sich in der HipHop-Szene einen Namen machen zu können. Gleichzeitig hat er etwas Angst davor, sich in den vielen Clubs „zu verlieren“. Die Stadt und ihre unendlich scheinenden Möglichkeiten sind Thema aller Neu-Berliner:innen. Aber ebenso die schwierige Wohnungssuche, der neue Alltag in der rauen Großstadt, die lästigen Ämterbesuche, die Frustrationen wegen des Stresses …

Nach Berlin gerettet

Eingerahmt sind die porträtierenden Szenen über die Neu-Berliner:innen mit Sequenzen aus der pulsierenden Großstadt. Zu sehen sind unterschiedliche Stadtansichten und all die Menschen dieser Stadt, die einfach vorüber­eilen und ihren Geschäften nachgehen, aber auch innehalten und in die Kamera schauen: Flanierende oder shoppende Leute, Pfandflaschensammler, Obdachlose und junges, hippes Partyvolk.

Die Doku schildert auch dramatische Lebensumstände: Evgeny und Sergej haben sich nach Berlin gerettet. Wir lernen sie beim Kochen kennen, es gibt mit Hack gefüllte Piroggen. Evgeny trägt ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Quarteera“, so heißt der Verein russischsprachiger Lesben, Schwuler, Bisexueller, Trans-Personen und ihrer Freunde, der 2011 in Berlin gegründet wurde.

Evgeny und Sergej sind seit 14 Jahren ein Paar und haben bis vor Kurzem in Moskau gelebt. Die beiden Männer sind beim Schlendern in der Schönhauser Allee zu sehen. In ihrer Heimat Russland lebten sie im Geheimen zusammen, dort könnten sie nicht einmal Hand in Hand spazieren gehen. In ihrer Wahlheimat ist das anders, hier können sie offen leben.

Berlin, das verdeutlicht die gut gemachte Dokumentation eindrucksvoll, ist eine Stadt der Vielfalt. Das hat ja auch gerade die Europawahl auf politischer Ebene gezeigt. Berlin, diese Stadt mit Ecken und Kanten, bedeutet für Evgeny und Sergej nichts Geringeres als Freiheit.

Die Doku-Serie „Welcome to Berlin“ ist bis Juni 2025 in der ARD-Mediathek abrufbar.

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