RB Leipzigs Ergebniskrise: Lahme Enten an der Pleiße
Fußball-Bundesligist RB Leipzig scheint derzeit neben sich zu stehen. Liegt das womöglich an einer umstrittenen Personalie?
E s ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Fußballrepublik die Formdelle von RB Leipzig mit einer gewissen Häme begleitet. Im Netz werden Bilder gezeigt, wie man mit einem Stollenschuh das Aufputschwässerchendöschen plattmacht. Leipzig hat sich gegen Wolfsburg die höchste Bundesliga-Heimniederlage in der sehr kurzen Klubgeschichte eingehandelt: 1:5.
„Nach dem düstersten Tag eines schwarzen Novembers“, wie eine Nachrichtenagentur schreibt, wird die Bilanz der vergangenen Wochen ausgerollt: fünf Pleiten in den letzten sechs Spielen, kein Stich in der Champions League, hinzu kommen verletzte Schlüsselspieler und ein Nachwuchs, der die Lücken nicht füllen kann.
RB Leipzig, und das war der Vorteil dieser hybriden Konstruktion, wurde wie ein Unternehmen geführt. Also wurde an der Pleiße schnell gegengesteuert. Die Realität war der Maßstab für den Fortschritt der Brauseballer. Warum der Reality-Check seit Wochen nicht mehr zu funktionieren scheint, ist auch den Leipzigern ein Rätsel. In dieser Phase gibt es aber Stimmen, die zur Erklärung eine Personalie ins Feld führen, eine Verpflichtung, die das Gefüge ins Wanken gebracht haben könnte: Jürgen Klopp ist ante portas. Ab Januar übernimmt er die Gesamtaufsicht.
Grassierender Spannungsverlust
In Österreich ist RB auch nicht mehr vorn dabei, die Sachsen haben sich dem Trend nun angepasst. Wenn die Verpflichtung von Klopp zu einem geführt hat, dann zum überall in RB-Gefilden grassierenden Spannungsverlust. Bis zur Ankunft des fußballerischen Übervaters geht erst mal gar nichts mehr für die lame ducks. Die Aura des Titelsammlers mit dem eindrucksvollen Lächeln wirkt sich lähmend aufs Personal aus, das sich bisher ohne den Zampano wacker geschlagen hat.
Aber nun scheint die RB-Elf, sicherlich unbewusst, so schlecht und irgendwie auch gegen Trainer Marco Rose zu kicken, um in den Genuss von Klopp’schen Trainerstunden zu gelangen. Ihnen ist zu Ohren gekommen, dass so ein Modell nicht neu wäre: Auch Ralf Rangnick schob den Chefsessel einst beiseite, um sich drunten im Stadion Ovationen und eine Muskelzerrung abzuholen.
In ein paar Tagen spielt Leipzig im Pokal gegen Frankfurt, und dieser Kick wird als „Schicksalsspiel“ apostrophiert. Nach einer weiteren Niederlage steht Rose wohl zur Disposition. Der sagt, was zu sagen ist. Man müsse gemeinsam das Tal durchschreiten. Man kennt diese Rhetorik des Unterhakens. Wohin sie geführt hat, weiß man auch außerhalb von Leipzig.
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