piwik no script img

■ QuerspalteDeal unter Männern

Schnell und präzise wie eine Gewehrkugel soll der Transrapid nach dem Willen seiner Schöpfer und Betreiber demnächst durch die norddeutsche Landschaft sausen. Doch ausgerechnet ein Schießstand stellt sich Verkehrsminister Wissmanns Lieblingsspielzeug nun in den Weg und bremst es aus.

Die Bundeswehr unterhält mitten auf der künftigen Magnetbahntrasse einen Standortübungsplatz mit dem hübschen Namen Stern Buchholz. Obwohl die Schwebebahn angeblich flüsterleise ist, fühlen sich die Soldaten bei ihrem Job gestört – und bedenken nicht, daß die raffinierte Stelzenkonstruktion sicher für spannende Effekte beim Schießen mit scharfer Munition sorgen dürfte; Querschläger inbegriffen.

Nun will sich der Obermilitär Rühe nicht den Zukunftsträumen seines Kabinettskollegen Wissmann in die Trasse stellen. Folglich hat das Verteidigungsministerium großzügig der Zerschneidung des Übungsplatzes durch den Transrapid zugestimmt.

Ganz umsonst ist das Okay aber nicht zu haben – auch nicht unter Parteifreunden. Ersatz muß her an anderer Stelle in Mecklenburg für den Schießstand, der am Standort Stern Buchholz geräumt wird. Und da die Kasse des Verteidigungsministers längst nicht mehr so gut gefüllt ist wie in Zeiten des Kalten Krieges, gleichzeitig aber der Bund für alle Kosten in Verbindung mit dem Transrapid-Fahrweg aufkommen muß, darf das Verkehrsministerium die Ersatzanlage bezahlen. Kostenpunkt: runde neun Millionen Mark.

An Schießanlagen und Militärübungsgeländen besteht nun zwar gerade in den neuen Bundesländern kein Mangel. Die Bundeswehr weiß kaum, wie sie all die von den abgezogenen Sowjettruppen hinterlassenen Altlasten halbwegs in den Griff bekommen soll. Aber die Chance, sich auf Kosten des Verkehrsministeriums eine nagelneue Schießanlage hinstellen zu lassen, womöglich sogar auf völlig unbelastetes Gelände, die nehmen die Herren auf der Hardthöhe natürlich gerne mit. Gudrun Giese

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen