■ Querspalte: "Eklat, Eklat!"
Pressekonferenzen gehen normalerweise so: Vorne steht ein Podium mit einem Tisch drauf, auf dem wiederum sich zwei Kaffeekannen sowie 0,25 Literflaschen mit Cola, Mineralwasser und Orangensaft befinden. Am Tisch sitzen ein paar Menschen, die den anderen etwas erzählen, was diese bereits wissen. Die anderen – die hocken vor dem Podium und mampfen leidlich mampfbare Schnittchen, und wenn es gut läuft, sind die da unten in der Mehrheit. Manchmal ist auch ein sehr eifriger Volontär da und stellt eine Frage.
Als gestern in München die Pop-Gruppe Tic Tac Toe zur, wie es unter uns Lockeren heißt, „PK“ geladen hatte, ging aber alles ganz anders. Die Schnittchenmampfer konnten sich nicht auf die Schnittchen konzentrieren, weil etwas passierte, was nicht im Drehbuch stand. Das brachte sie völlig aus der Fassung: Von einem „Eklat“ (AP) war die Rede, und dpa machte sogar ein „Chaos“ aus, das „kein Ende“ nehme.
Was also war los? Die Gruppe, die immer noch als „Mädchenband“ bezeichnet wird, obwohl inzwischen jeder weiß, daß es sich um drei Frauen handelt, fing nach einigen versöhnlichen Verlautbarungsfloskeln zur Zukunft des Trios plötzlich an zu streiten: Haben Jazzy und Lee am vergangenen Wochenende etwa gelogen, als sie jemandem von der Presse erzählten, ihre Mitstreiterin Ricky habe „psychische Probleme“? War diese vielmehr nur „körperlich“ geschwächt, und ist sie vielleicht sogar schon wieder gut drauf?
Im Frühjahr, als die Henker vom Boulevard hinter Lee her waren, wehrten sich die Musikerinnen noch vehement dagegen, daß Details aus ihrem Privatleben in den Medien breitgetreten werden. Jetzt geben sie, mit dem Startum offensichtlich weiterhin überfordert, mehr oder minder freiwillig Dinge preis, die die Öffentlichkeit einen Scheißdreck angehen – eigentlich ganz im Sinne der Schnittchenmampfer, die jetzt „Eklat, Eklat“ schreien. Es fehlt nur noch, daß ein gelangweilter Zyniker daherkommt und Tic Tac Toe eine schlingensiefsche PR-Strategie vorwirft. René Martens
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