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Criminelle Deutsche Charts
Verzweifelt sucht die CDU, verzweifelt forscht auch Bild: Wer wird der Retter der Partei? Die Zeitung, ehedem ebenso dem plumpen Populismus verpflichtet wie die Criminelle Deutsche Union, machte es sich leicht und fragte ihre Leser. Und das sind deren CDU-Charts:
An erster Stelle chargiert Christian Wulff aus Niedersachsen. Das ist der, der nie mehr aus der Jungen Union entlassen wird und der immer mit dem Finger auf andere Leute zeigt und dazu schreit: „Ihr seid ja auch nicht besser!“ Eine Strategie mit Zukunft. Auf Platz zwei, doch etwas überraschend, ausgerechnet Helmut „Ehrenwort“ Kohl. Warum gerade der Ex-Ehrenvorsitzende geeignet sein soll, seine Partei aus der Krise zu führen, die er selbst so frisch und frech angezettelt hat, könnte wohl kaum einer der für ihn Votierenden begründen. Helmut Kohl rettet zur Zeit ausschließlich, ja vorbildlich, seinen eigenen Arsch, und der ist nicht klein. Der Mann ist beschäftigt! Aber wie die Vorfahren der Bild-Leser im April 45 noch eisern an den Führer und seine Wunderwaffe glaubten, geben auch die Kohl-Anhänger nicht vorschnell auf. Deutschsein heißt, jeden Heini bis in den Untergang hinein zu unterstützen.
Auf den weiteren Plätzen folgen Volker „Ich werde verlieren“ Rühe, Roland „Noch“ Koch usw. usw. Abgeschlagen: ausgerechnet Wolfgang Schäuble („Wollt ihr die totale Aufklärung? Falls nichts Schlimmes dabei herauskommt?“). Frau Merkel erhält in Sachen Führungsqualität ebenfalls schlechte Noten, denn Frauen und Behinderte waren ja schließlich an der Front auch erst nach dem allerletzten Aufgebot dran. Kein Wunder dagegen, dass Manfred Kanther nicht gewann. Bild hatte ihn nicht nominiert.
Ich hätte übrigens noch einen anderen Vorschlag: Gerhard Schröder. Der hat zur Zeit irgendwie zu wenig zu tun.
Susanne Fischer
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