Queerfeindliches Gesetz in Georgien: Präsidentin verweigert Unterschrift
Salome Surabischwili schickt das umstrittene Familienwerte-Gesetz zurück ans Parlament. Doch damit ist das Gesetz gegen LGBTQ-Rechte nicht gestoppt.
Die Regierungspartei Georgischer Traum hatte das Gesetz über „Familienwerte“ am 17. September beschlossen. Die Opposition hatte die Abstimmung boykottiert. Das Gesetz, das unter anderem die Darstellung gleichgeschlechtlicher Beziehungen in Schulen und Medien stark einschränkt, war auch international kritisiert worden. Es fördere die „Diskriminierung und Stigmatisierung“ sexueller Minderheiten, kritisierte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell und forderte die georgische Regierung auf, es zurückzuziehen.
Das Gesetz sieht die „Einschränkung der Propaganda von gleichgeschlechtlichen Beziehungen (…) in Bildungseinrichtungen und Fernsehsendungen“ vor. Es ähnelt der russischen Gesetzgebung zur Einschränkung von LGBTQ-Rechten und verbietet unter anderem Geschlechtsangleichungen, Adoption durch Homosexuelle oder Transmenschen und erklärt im Ausland geschlossene gleichgeschlechtliche Ehen für ungültig auf dem georgischen Staatsgebiet. Die englische Abkürzung LGBTQ steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transgender und queer.
Die pro-europäische Präsidentin Surabischwili hatte sich bereits beim Gesetz zur „ausländischen Einflussnahme“ gegen die Regierung gestellt und ihr Veto dagegen eingelegt. Dieses war jedoch vom Parlament überstimmt worden. Surabischwili legte daraufhin Beschwerde beim Verfassungsgericht ein.
Ähnlichkeiten zu einem russischen Gesetz
Kritiker sehen in dem georgischen Gesetz eindeutige Parallelen zum Gesetz gegen „ausländische Agenten“ in Russland, das es den dortigen Behörden ermöglicht, massiv gegen regierungskritische Medien und Organisationen vorzugehen.
Die Partei Georgischer Traum hatte nach ihrer Regierungsübernahme im Jahr 2012 zunächst einen liberale, pro-westlichen politischen Kurs verfolgt. In den vergangenen zwei Jahren wandte sie sich jedoch nach Einschätzung von Kritikern Moskau zu. Brüssel legte den EU-Beitrittsprozess Georgiens inzwischen auf Eis.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“