Putsch in Ägypten: Erdogan macht Israel verantwortlich
Der türkische Ministerpräsident Erdogan wirft Israel vor, hinter Mursis Sturz in Ägypten zu stecken. Mit diesen Äußerungen verärgert er nicht nur Benjamin Netanjahu.
ISTANBUL/JERUSALEM dpa/afp | Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat öffentlich bekundet, Beweise dafür zu haben, dass Israel bei der Absetzung des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi die Strippen gezogen zu haben. „Israel steckt hinter dem Putsch in Ägypten. Wir haben dafür Beweise“, zitierten türkische Medien den Regierungschef am späten Dienstag in Ankara. Erdogan sprach bei einem Treffen seiner islamisch-konservativen Regierungspartei AKP.
Als Beleg habe er angeführt, es sei bereits 2011 bei einem Treffen eines israelischen Regierungsmitglieds mit einem französischen Intellektuellen besprochen worden, dass die ägyptischen Muslimbrüder auch bei einem Wahlsieg nicht an die Macht kommen dürften. Namen nannte Erdogan nicht.
Nach Angaben der türkischen Zeitung Hürriyet handelt es sich bei dem „Beleg“ um ein Video, das die heutige Justizministerin Zipi Livni bei einer Podiumsdiskussion an der Seite des Philosophen Bernard Henri-Levy zeigt. Während Levy über Demokratie und Wahlen spricht, nickt Livni gelegentlich mit dem Kopf.
Die USA reagierten verärgert auf die Worte des türkischen Ministerpräsidenten. Erdogans Aussagen seien „beleidigend und unbegründet“, erklärte das Weiße Haus am Dienstag. Auch der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hat empört auf die türkischen Vorwürfe reagiert. Die entsprechenden Aussagen Erdogans seien „absurd“, erklärte das Büro Netanjahus am Dienstagabend.
Erdogan forderte, angesichts der Entmachtung Mursis nicht zu schweigen, „sonst haben wir kein Recht etwas zu sagen, wenn uns in der Zukunft die gleiche Falle gestellt wird“.
Der türkische Regierungschef hat Israel in den vergangenen Jahren immer wieder scharf kritisiert, vor allem wegen der israelischen Militäreinsätze gegen die Palästinenser. Die einst guten Beziehungen der Türkei zu Israel liegen seit Jahren weitgehend auf Eis.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen