Prozess gegen entführten Vietnamesen: Keine Presse, keine Anwältin
Trinh Xuan Thanh wurde aus Berlin entführt. Am Montag beginnt in Vietnam sein Prozess – ohne deutsche Anwältin. Die durfte nicht einreisen.
Der deutschen Anwältin von Trinh Xuan Thanh, Petra Schlagenhauf, wurde dazu in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag die Einreise nach Vietnam ohne nähere Begründung verweigert. Schlagenhauf sagte der taz, sie hätte verstanden, wie ein Beamter am Flughafen von Hanoi zu einem anderen sagte „Anwältin von Thanh“.
Schlagenhauf wollte sich vor Prozessbeginn mit ihren vietnamesischen Anwaltskollegen abstimmen, die ihn vor Gericht vertreten werden. Die Anwältin befindet sich zur Stunde in Thailand und wird von dort aus nach Berlin zurückkehren.
Der Fall Thanh hat international Schlagzeilen gemacht, weil der ehemalige kommunistische Spitzenfunktionär im vergangenen Sommer unter rätselhaften Umständen aus Berlin verschwand. Die Bundesregierung ist überzeugt, dass Thanh im Juli 2017 vom vietnamesischen Geheimdienst entführt wurde. Zwei vietnamesische Diplomaten mussten Deutschland deshalb verlassen. Hanoi behauptet, dass er freiwillig zurückgekehrt sei.
Konkret wird Thanh zur Last gelegt, als Chef des Baukonzerns PetroVietnam Construction (PVC) umgerechnet mehr als 50 Millionen Euro zweckentfremdet zu haben. Mindestens vier Milliarden vietnamesische Dong (etwa 150.000 Euro) soll er dabei in die eigene Tasche gesteckt haben. Zudem soll er bei einem Bauprojekt in Hanoi eine halbe Million Euro Schmiergeld kassiert haben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Ende der scheinheiligen Zeit
Hilfe, es weihnachtete zu sehr
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“