Prozess gegen Terrorverdächtigen Lau: Star-Salafist steht vor Gericht
Sven Lau gilt als verlängerter Arm der IS-nahen Terrorgruppe Jamwa und soll Kämpfer nach Syrien vermittelt haben. Nun droht ihm Haft.
DÜSSELDORF taz | Ruhig schaut Sven Lau zu Bundesanwalt Malte Merz herüber, als dieser im Hochsicherheitstrakt des Düsseldorfer Oberlandesgerichts die Anklageschrift verliest. Merz wirft dem Salafistenprediger Unterstützung einer terroristischen Vereinigung in vier Fällen vor. Der 35-Jährige, der mit Mitte 20 zum Islam konvertierte, soll in Deutschland verlängerter Arm der in Syrien aktiven Terrororganisation Jamwa („Armee der Auswanderer und Helfer“) gewesen sein. Ein Teil der Gruppe soll sich inzwischen dem IS angeschlossen haben.
Lau, so Merz, soll „Ansprechpartner für Kampf- und Ausreisewillige gewesen sein“, insbesondere aus dem Raum Düsseldorf. Im Jahr 2013 soll er zwei Männer nach Syrien vermittelt haben. Einer davon ist Ismail I., der im März 2015 in Stuttgart als Jamwa-Mitglied zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt wurde. Bei Reisen nach Syrien soll Lau zudem Bargeld und Nachtsichtgeräte überbracht haben.
Lau ist neben Pierre Vogel der hierzulande wohl bekannteste Salafistenprediger. Für bundesweite Aufmerksamkeit sorgte er 2014 als Initiator der Scharia-Polizei, die als Sittenwächter in Signalwesten durch Wuppertal zog. Er sitzt nicht das erste Mal wegen Terrorverdachts in Untersuchungshaft. Im Frühjahr 2014 saß er drei Monate lang in Mannheim ein, die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ließ die Anklage aber schließlich fallen. Die Beweislage war zu dünn.
„Mein Mandat bestreitet die Vorwürfe mit Nachdruck“, sagte Laus Verteidiger, der Bonner Rechtsanwalt Mutlu Günal, vor Prozessbeginn. Die Anklage werde wie ein Kartenhaus zusammenbrechen. Während des Prozesses sagte Günal dann, Lau werde sich „schweigend verteidigen“ – also nicht aussagen.
Der Vorsitzende Richter Frank Schreiber kündigte an, für Lau könne nicht nur eine Verurteilung wegen Unterstützung, sondern auch wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation in Betracht kommen. Sollte Lau schuldig gesprochen werden, drohen ihm bis zu 15 Jahre Haft. Der Prozess, für den bislang Termine bis Mitte Januar angesetzt sind, wird am kommenden Dienstag fortgesetzt.
Leser*innenkommentare
Justin Teim
Star-Salafist steht vor Gericht - was für eine Überschrift für einen Vollpfosten.
Sapasapa
@Justin Teim Habe ich auch sofort gedacht. Danke an die TAZ, dass ihr diesen Spinnern noch den medialen Hof macht.