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Prozess Oktoberfest-Attentat„Mein Vater hat Tote einkalkuliert“

Andreas Kramer sagt, Einheiten der Nato seien beim Attentat aufs Oktoberfest 1980 dabei gewesen. Er erzählt von seinem Vater, einem Elitesoldaten und Sprengmeister.

Spurensicherung am Tatort. Beim Bombenanschlag auf dem Oktoberfest kamen 13 Menschen ums Leben. Bild: dpa
Ambros Waibel
Interview von Ambros Waibel

Es ist der 27. September 1980, 7.15 Uhr. Meine Mutter, meine Brüder und ich sitzen beim Frühstück in München-Schwabing. Ich bin seit drei Tagen 12 Jahre alt und schlecht gelaunt: Meine Freunde sind am Tag zuvor aufs Oktoberfest gegangen – nur ich muss warten, bis die Familie hingeht. Wie immer hören wir Bayern 3, wie immer ist es losgegangen mit Cat Stevens’ „Morning has broken“. Aber sonst ist heute alles anders.

Zwischen hektischen Stimmen aus dem Radio, meiner Mutter, die aufhört, die Haferflocken zu rühren, und meinen Brüdern, die sich nicht mehr gegenseitig ärgern, begreife ich: Eine Bombe ist hochgegangen. Was ist mit meinen Freunden? Wer tut so was? Ich lerne das Wort „perfide“ – meine Mutter wiederholt es immer wieder.

Und während es derzeit in München, beim NSU-Prozess, wieder um Perfides geht, hat der Historiker Andreas Kramer in Luxemburg vor Gericht und mir am Telefon seine Version der Hintergründe des Attentats erzählt. Kramer ist aufgeregt, wir sprechen lange. Am Ende bin ich erschöpft. Ich denke an den Morgen des 27. September. Andreas Kramer sollte zu Wort kommen.

taz: Herr Kramer, Sie haben beim „Bombenleger“-Prozess in Luxemburg unter Eid ausgesagt, Ihr Vater habe den Sprengstoff für den Anschlag auf das Oktoberfest 1980 geliefert. Und das im Auftrag der geheimen „Gladio/Stay behind“-Truppe der Nato. Wie kommen Sie zu dieser Aussage?

Andreas Kramer: Mein Vater war „Gladio/Stay behind“-Offizier mit dem Codenamen „Cello“ und Mitarbeiter des BND, von dem er 1965 angeworben wurde. Er hat offiziell im Rang eines Hauptmanns als Logistiker in der Abteilung G4 des Streitkräfteamts der Bundeswehr, das zum Bundesverteidigungsministerium in Bonn gehörte, gedient.

Mein Vater leitete mehr als 50 Materiallager der Nato-Geheimarmee in Deutschland. Eines davon war das Lager Uelzen, das 1981 entdeckt wurde. Mein Vater wollte mich als Operationsleiter für „Gladio/Stay behind“-Einsätze aufbauen und hat mit mir die Fernsehbeiträge, welche die Anschläge in Deutschland, also München, und Italien, also der in Bologna am 2. August 1980, betrafen, besprochen und analysiert. Ich habe ihm damals kritische Fragen gestellt, um Informationen über den Zweck dieser Anschläge zu gewinnen.

Warum sollte ein Geheimagent mit seinem halbwüchsigen Sohn über solche Dinge sprechen?

Mein Vater konnte niemandem trauen, er hatte keine Freunde. Ich war sein ältester Sohn. Niemand hätte mir 1980 geglaubt, wenn ich mit den brisanten Informationen, die ich besaß, an die Öffentlichkeit gegangen wäre. Und er hat mich bedroht: „Wenn du was erzählst, Junge, bist du dran!“

Ihr Vater war ein Offizier mit rechtsradikalen Ansichten im Dienst der Bundeswehr und des BND?

Ja. Aber er war von seiner Ausbildung her hoch intellektuell, er hatte moralische und humanistische Prinzipien, die er aber spätestens nach dem Attentat in München aufgegeben hat. Das klingt merkwürdig. Aber mein Vater war eben eine sehr widersprüchliche Persönlichkeit. Er war ein Elitesoldat – Panzeraufklärer, Heeresbergführer, Fallschirmspringer und Sprengmeister. Was mein Vater anpackte, gelang ihm. Trotzdem sind die von ihm begangenen Straftaten durch nichts zu rechtfertigen.

Was wollte der BND konkret von Ihrem Vater?

Man suchte Offiziere, die in der Lage waren, bestimmte Logistikaufgaben für „Gladio/Stay behind“ zu erfüllen – da war er die ideale Besetzung. Mein Vater war unter anderem der direkte Vorgesetzte von Heinz Lembke …

ein deutscher Neonazi mit Verbindungen zur „Wehrsportgruppe Hoffmann“, der einen Tag vor seiner Vernehmung wegen möglicher Verwicklung in das Münchner Attentat erhängt in seiner Zelle aufgefunden wurde.

Genau, den hat mein Vater angeworben und als Führungsoffizier angeleitet.

Haben Sie dazu schriftliche Aufzeichnungen? Oder beruhen Ihre Behauptungen nur auf mündlichen Aussagen Ihres Vaters Ihnen gegenüber?

Ich weiß, dass der BND solche Aufzeichnungen besitzt. Mein Vater hat davon gesprochen.

Zur Zeit des Attentats auf das Oktoberfest haben Sie in Bonn gelebt?

Ja. Mein Vater arbeitete offiziell als Hauptmann im Streitkräfteamt. Er muss trotz der Ministerialzulage ein höheres Gehalt bezogen haben, denn meine Mutter sprach immer in Bezug auf meinen Vater von einem „Hauptmann de luxe“. Das konnte ich später anhand der Unterlagen, die mir vorliegen, feststellen. Er bezog ein weiteres Gehalt vom BND. Mein Vater war ständig unterwegs – in geheimer Mission.

Wann ist Ihr Vater bei der Bundeswehr ausgeschieden?

1989. Er hat aber für den BND weitergearbeitet.

Was spielte Ihr Vater Ihrer Meinung nach für eine Rolle beim Münchner Attentat?

Er hat zur „Wehrsportgruppe Hoffmann“ und zu Gundolf Köhler, dem späteren Attentäter, Kontakt aufgenommen, schon bevor diese 1980 vom damaligen Innenminister Gerhart Baum verboten wurde. Die Vorbereitungen für das Attentat begannen 1979.

Und als was hat er sich dort präsentiert?

Als alter Kamerad, als einer mit Verbindungen, der bereit wäre den Jungs zu helfen, wenn sie mal was richtig Großes durchziehen wollten. Der BND gab dem Anschlag auf das Münchener Oktoberfest 1980 intern den Codenamen „Operation Werwolf“, benannt nach dem SS-Sonderkommando „Werwolf“, das im Zweiten Weltkrieg hinter den feindlichen Linien Attentate und Sabotageakte verübte.

Was soll die strategische Absicht der Bombe gewesen sein?

Der Einsatz der Bombe sollte dazu beitragen, dass in der westdeutschen Bevölkerung eine Stimmung erzeugt wurde, die eine politische Abwahl der Regierung von Kanzler Helmut Schmidt herbeiführte. Franz Josef Strauß stand schon als Kanzlerkandidat der CSU bereit. In Westdeutschland wurde die klassische „Strategie der Spannung“, wie etwa auch in Italien, angewendet.

Woher soll der Sprengstoff für die Bombe gekommen sein?

Aus verschiedenen Nato-Depots. Die Bombe durfte ja nicht professionell gebaut wirken.

Ist das Attentat dann nach Plan Ihres Vaters verlaufen?

Mein Vater hat Todesopfer mit einkalkuliert. Er hatte ja die Bombe mit Köhler und weiteren BND-Agenten in einer Garage in Donaueschingen gebaut. Als mein Vater am Abend des 26. September im Fernsehen sah, was er angerichtet hatte, sagte er zu mir, das habe er nicht gewollt.

Worüber war er denn betrübt?

Er hat mit 10 bis 50 Menschen gerechnet, die Schaden nehmen. Aber nicht mit 13 Toten und über 200 zum Teil schwer Verletzten.

Warum gehen Sie erst jetzt an die Öffentlichkeit?

Weil die Opfer des Münchner Attentats bis heute nicht die Unterstützung vonseiten des Staates bekommen haben, die sie verdienen.

Ihre Geschichte klingt recht abenteuerlich.

Ich bin Historiker und nur an Fakten interessiert. Diejenigen, die meine Äußerungen als abenteuerlich abtun, sollen Akten beibringen und zur Aufklärung beitragen.

Ist infolge Ihrer Aussagen jemand juristisch gegen Sie vorgegangen?

Nein, bis jetzt noch nicht. Die deutschen Behörden täten gut daran, mich bei meiner Aufklärungsarbeit aktiv zu unterstützen.

Am Dienstag widmete „Kulturzeit“ auf 3sat Andreas Kramer und dem Komplex „Gladio/Stay behind“ einen Beitrag. Die Sendung ist unter www.3sat.de/kulturzeit abrufbar

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28 Kommentare

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  • L
    @Luxemburger

    Natürlich sind viele Ungereimtheiten vorhanden und werden dargestellt.

    Und selbstverständlich müssen nicht nur aus der luxemburgischen Presse diskreditierende Inhalte kommen.

    Wer erinnert sich noch an Barschel und andere Politiker deren Inhalte extrem widersprüchlich waren? Barschel ging wie ein Zombi, scheinbar vollgepumpt mit Medikamenten durch die Gegend und erzählte teils wirres Zeug. Ob das durch den rätselhaften Flugzeugabsturz in Lübeck-Blankensee kam?

    Fakt ist das Gladio existiert, die Bilderberger Gruppe ist ebenso ein Ableger der NATO.

    Die Verbindungen der Geheimdienste untereinander sind großteils unbekannt und der BND besser R. Gehlen hatte innige Kontakte zur CIA, FBI, Sonderbereiche der Stasi und anderen.

     

    Nicht zu vergessen alles rund um Clearstream International S.A oder "Der Schattenmann(François Genoud )" Willi Winkler oder "Confessions of an Economic Hit Man" John Perkins!

    Was für eine kriminelle Energie!

     

    Wer lässt sich gerne die Butter vom Brot der Deutungshoheit nehmen wo es um viel, sehr viel mehr als nur um Geld geht?

    Nebenbei bemerkt, die Kinder R. Gehlen fragten vor einen Besuch bei Fremden ihren Vater wie sie denn mit Nachnamen heißen, wie sie sich nennen sollen.

    So etwas lernen die meisten Kinder nicht von ihren Eltern.

     

    Forscher sollten Licht in die Dunkelheit des Klerus und Feudalisten bringen.

    Europa scheint eher das Vierte, nicht mehr das Dritte(1933-1945) heilige römisches Reich zu sein.

  • L
    Luxemburger
  • YN
    Yukio Naoshima

    Das schöne an Deutschland ist die Hörigkeit des Volkes.

     

    Dieses Phänomen durchzieht die deutsche Geschichte, wie einen roten Faden. Was nicht offensichtlich und irrational ist, das kann nicht stimmen. Genauso wie die Spartakisten den Reichstag abgefackelt hatten, ein jüdischer Extremist einen deutschen Diplomaten in Paris ermordete und polnische Soldaten eine unbedeutenden deutschen Radiosender eroberten. All das hat zu einem totalitären System geführt, aber das waren ja auch die Nationalsozialisten und ihre Helfer und Helfershelfer. Das neue Deutschland ist ja eine Demokratie, aber im Osten verfielen wieder unzählige einem Versprechen nach Sicherheit, Anerkennung und sozialem Wohlstand. Zwei schreckliche Diktaturen in nur einem Jahrhundert...

     

    Soll Tante Erna DSDS schauen und sich die BILD in den Kopf hämmern - denn die bildet bekanntlich die Meinung.

     

    Verschwörungen scheinen ziemlich gut in Deutschland zu funktionieren, wieso also nicht auch jetzt? Entweder man schwimmt mit dem Strom, oder dagegen. Herr Kramer hat sich dagegen entschieden und jetzt liest man den deutschen Senf von den ganzen selbsternannten Historikern. Wenn ein Daniele Ganser Herrn Kramer Glauben schenkt, dann kann Herr Kramer kein Pseudologe sein, auch wenn hier einige auch noch selbsternannte Psychologen sein wollen. Tipp: Bitte damit Geld verdienen, denn sie scheinen ja richtig gut zu sein.

     

    Ich bin ein japanischer Lehrer in Deutschland. Dann muss hier nicht wieder so viel spekuliert werden.

  • W
    Wahlkampfbombe

    Hier fehlt eindeutig, daß man das ganze der RAF in die Schuhe schieben wollte und das auch lang genug machte, bis halt die Leiche des Bombenlegers identifiziert wurde. Wäre der Bombenleger davon gekommen, wäre Strauss Kanzlerin geworden

  • B
    Bergers

    Ich bin überhaubt kein Fan von Verschwörungstheorien und abstrusen Behauptungen ala 9/11. Die Sache mit Stay Behind/Gladio ist aber zumindest für Belgien, die Schweiz und Italien belegt. Der Bombenanschlag 1980 in Bologna war eine Verschwörung und die Theorien hierzu haben sich als richtig erwiesen. Diese Verschwörungstheorie stimmte also. Auch wenn es (noch) keine Beweise gibt, die Aussagen von Herrn Kramer wären im Kontext des Stay Behind/Gladio Netzwerkes durchaus logisch und liefern zumindest schon mal ein Motiv: Verunsicherung in der Bevölkerung schüren, in der Hoffnung diese werde eher Parteien oder Personen wählen, die einen starken Staat propagieren.

  • J
    Jubelperser

    Einige der Kommentare sind verwunderlich. Welche Motivation liegt dahinter wenn sich informierende unvorbelastete Leser (nur aufgrund eines Artikels) sofort dazu hinreißen lassen Verschwörungstheorien zu bemühen. Man muss diesen Artikel nicht glauben aber formelle Argumentationsschwächen sollten im Rahmen seriöser Ermittlungen aufgeklärt werden.

     

    Was wäre denn dabei, vom Artikel ausgehend zu recherchieren und sich so der Wahrheit zu nähern, welche dann die bisherigen Erkenntnisse bestätigt oder widerlegt. Ein tatsächlich unvorbelasteter Leser könnte den Eindruck gewinnen, dass mit dem kurz hingeworfenen Ausruf "Verschwörungstheorie" ein wunderbares Instrument geschaffen wurde, die Suche nach Wahrheit abzublocken.

     

    Bei etlichen Themen hat man den Eindruck, dass nicht sein kann was nicht sein darf. Bei manchen Kommentatoren hat man das Gefühl sie bekommen Pickel oder einen allergischen Schock wenn neue Erkenntnisse vorliegen, welche nicht in das eigene Weltbild passen oder wollen sich solche Kommentatoren nur als besonders scharfsinnige Beobachter präsentieren.

  • R
    ridicule

    @von FMH ff…

     

    Klar, die Geschichte für sich genommen,

    da läßt sich der Bonbon 'Verschwörungstheorie'

    gut dran heften, und der BND wird wie alle Schlapphüte

    via 'Offenlegung' - was husten.

    Nur war das bei allen "unglaublichen/-haften" Storys anfangs so:

    Ohnesorg/Kurras/Stasi; Celler Loch; Schmücker; NSU …

     

    Nur - für Glado etc gibt's ausreichend Anhaltspunkte und

    bitte, glaube doch niemand, daß das Vorgehen der Schlapphüte

    - egal welcher Provenienz - von einer 'uns' einleuchtenden Rationalität

    getragen ist. Genau da sitzt man der eigenen Verschwörungstheorie auf.

    Et jiebt nix, wat et nich jiebt; gerade bei so kryptos im closed shop!

     

    Abwarten, Tee trinken und - schaung'mer mal.

    Jedenfalls zeigt das 3sat.video - auch der Westen hatte

    dilettierende Hasardeure am Start.

  • SH
    Sherlock Humbug

    Sorry, aber der Mann weicht jedesmal aus, wenn Fragen nach Belegen kommen. Es gibt offenbar nicht einen einzigen, den er beibringen könnte. Und Sinn macht das Ganze auch nicht. Irgendeinen Nutzen für FJS oder ähnliches hat es nicht gegeben und wäre auch nicht zu erwarten gewesen. Wenn ich mich richtig erinnere, hat Helmut Schmidt die Wahlen damals deutlich gewonnen. Der Gedankengang ist schlichtweg abstrus.

  • M
    Medienskandal

    Wieso müssen erst zwei Monate ins Land gehen, bevor hier im Land - mit Ausnahme von jW und Telepolis - über die erschreckende Aussage von Andreas Kramer die er in Luxemburg im Bombenleger-Prozess gemacht hat berichtet wird?

  • KR
    Koeppe Rosenholtz

    Aufgrund des Bombenleger Prozesses in Luxemburg "mussten" viele bekannte Persönlichkeiten wie Jean-Claude Juncker, Jacques Santer, Luc Frieden und andere aussagen.

    Das der luxemburgische Geheimdienst SREL ein geheimes Spiegel-Archiv ihrer Tätigkeiten genau in dem Gebäude Senniger Schloß betrieb, das für die gesamte Telekommunikation zuständig ist, ist kennzeichnend. Auch für Deutschland?

    Ich bin mir sicher das der deutsche VS, BND ähnliche geheime Spiegel-Archive hat, die gerade im Hinblick auf den NSU Prozess "Akten geschreddert" und "Die Bundesanwaltschaft bekräftigt ihre Linie, keine Hinweise auf unbekannte Mittäter sehen zu wollen" zuvor geklärt werden sollte. Man erinnere sich an das Erfurter Terrorvideo welches den Amigos dienlich sein sollte.

     

    Bis heute ist das Rätsel warum gerade die CIA zuerst die Stasiunterlagen (Rosenholtz) hatte, nicht geklärt. Im Gegenteil und Fraunhofer aus einem Amigo-Gladio Ländle blockiert/verzögert die automatische Aufarbeitung der Schnipsel.

    Wes Brot ich ess, des Lied ich singe oder was sagen große Banken mit Treuhand gefüllten Konten dazu?

  • F
    FMH

    @Rainer Möller

    Auch wenn man das verstehen kann, so hat Kramer dennoch die gesamte Beweislast. Bis er keine Indizien vorlegen kann, gilt jene Geschite am wahrscheinlichsten, für die es überhaupt irgendwelche Beweise gibt.

    Wenn also die Akten freigegeben würden, dann wäre das nicht um Kramers Idee zu widerlegen, da dies absolut nicht nötig und vermutlich auch nicht möglich ist. Letzteres nehme ich an, da Kramers Gebahren so typisch für Verschwörungsthoretiker ist, dass er, ergäbe sich aus den Akten eine nicht seinen Ansichten entsprechende Geschichte, sicher vorn Fälschungen sprechen würde.

    Das ist das Problem, wenn man die Beweislast umkehren würde. Man kann in den seltensten Fällen beweisen, dass eine Verschwörung nicht existiert. Dies liegt erstens daran, dass es unmöglich ist, die Nichtexistenz von etwas zu beweisen und zweitens daran, dass jedes Argument als Teil der Verschwörung in die Theorie mit einbezogen werden kann.

  • D
    drui

    Hier die eidesstattliche Versicherung von Andreas Kramer, die er in Luxenburg anlässlich der dort stattfindenden Untersuchung abgegeben hat:

    http://www.tageblatt.lu/lup/eidesstattliche%20Erklaerung.pdf

     

    Offensichtlich ist es in Deutschland den Behörden, den politischen Parteien sowie weitgehend auch der "investigativen" deutschen Presse völlig egal, dass 1980 ein staatlich organisierter Mord an 13 Oktoberfestbesuchern, darunter mehreren kleinen Kindern, zelebriert wurde, für den kein Verantwortlicher in Politik, NATO und Geheimdiensten jemals bestraft werden dürfte. Ein Aufruf der Europäischen Parlamentes zu Parlamentarischen Untersuchungskommissionen hinsichtlich der NATO-Terroraktionen unter Gladio wird nun seit über 20 Jahren ignoriert.

  • RM
    Rainer Möller

    Man kann Herrn Kramer sicherlich nicht die ganze Beweislast aufbürden - der BND kann ja auch seine Akten offenlegen.

    Aber die Motivierung für den Anschlag sieht doch sehr dünn aus. Wieso sollte denn irgendein Helmut-Schmidt-Wähler wegen dieses Anschlags zu Strauß überlaufen? (Ist ja auch gar nicht passiert.)

  • JF
    Johannes Franz

    Warum wird über diesen wichtigen Prozess von der TAZ erst nach Wochen berichtet.

    Ist das Thema Gladio peinlich?

    NATO-Geheimarmeen, die Terroranschläge anstiften - das blieb über Jahrzehnte ein Gerücht.

    Aber jetzt ist die Möglichkeit aufzuklären.

  • F
    FMH

    @zarl

    Es ist dennoch eine Verschwörungstheorie, da es für die Geschichte des Herrn Kramer keine vernünftigen Beweise gibt.

    Dass die offizielle Geschichte in diesem Fall löcherig ist, habe ich auch geschrieben. Das macht die Story, die hier beschrieben wird, noch lange nicht wahr - schließlich kann jeder alles behaupten.

  • DM
    Dr. Manhattan

    Wenn man Andreas Kramer und Oktoberfest googelt findet man seitenlang nur die üblichen Verdächtigen inklusive Kopp-Verlag. Nein, nicht ganz, TAZ, Junge Welt und Freitag sind auch dabei. Der Rest der Öffentlichkeit ist anscheinend mal wieder "gleichgeschaltet" und die Weltverschwörung schreitet wieder einen Schritt voran.

  • ML
    Mac Lennox

    Abenteuerliche Geschichten über die Staatssicherheit der DDR, die tatsächlich auch im Ausland operierte, wird allgemeinhin unwidersprochen geglaubt.

     

    Trifft es einmal den BND oder gar die NATO ist es ungeheuerlich, unvorstellbar, nicht tatsachenbezogen und faktenunterlegt.

     

    Sehr interessant, wie in unserer Gesellschaft mit zweierlei Maß gemessen wird.

  • D
    D.J.

    Klar muss der Sache gründlich nachgegangen werden, auch wenn das Ganze äußerst absonderlich klingt:

    1. Wieso erzählt der Mordvater seinem pubertierenden Sohn von der ultrageheimen Tat?

    2. Motiv völlig unklar - wieso hat man den rechtsradikalen Hintergrund sofort bekannt gegeben, obwohl angeblich das Ggenteil geplant war?

     

    Wie dem auch sei, ich möchte hier auch nicht vorschnell von Lügen reden. Denn: Wikipedia "Pseudologie". Der Pseudologe ist teilweise selbst von seinen erfundenen Geschichten überzeugt. Kann ich bestätigen, habe leider zweimal im Leben mit solch schwierigen Menschen Bekanntschaft machen dürfen.

  • UW
    Uwe Wiesner

    Psssst, hallo, taz! Mein Großvater hat mir die Hitler-Tagebücher vererbt, die echten. Interessiert?

  • TT
    Theobald Tiger

    Das beste ist, dass dieser Prozess schon mindestens einen Monat läuft, aber die deutschen Medien natürlich dazu schweigen, wie ein Grab. Aber das ist mittlerweile sowieso so, dass nur noch das berichtet wird, was dem deutschen Staat genehm ist... sehr traurig. Die einzige Zeitung, die berichtet hat, war die junge Welt.

  • S
    Stefan

    Die Einlassungen sind ziemlich abenteuerlich. Und - unabhängig davon, ob einem der Tenor dieser Geschichte ("Der rechte Geheimdienst war's!") in den Kram passt oder nicht: Die Argumentation ist hermetisch verschwörungstheoretisch: Kramer fordert, dass die Skeptiker das Gegenteil beweisen. Das ist bei geschlossenen Weltbildern NIE möglich. Siehe evangelikale Schöpfungsgeschichte und siehe 9/11-Verschwörungstheorien. Wann immer Indizien auftauchen, die Zweifel an der Story schüren, werden diese als fingiert angesehen werden.

     

    Wenn Sie solchen Behauptungen Raum geben, liebe taz-Redakteure, sollten Sie das redaktionell stärker begleiten - in Form eines ausführlichen Hintergrundberichtes.

  • Z
    zarl

    An den Typen (FHM), der hier von Verschwörungstheorie spricht: in München wird diese Sache seit langer Zeit immer wieder diskutiert, denn Beweismittel wurden unnötigerweise vernichtet, weil nicht genug Platz in der entsprechenden Asservatenkammer war, und die Einzeltätertheorie lässt sich auch nicht aufrecht erhalten. Gladio ist Fakt, man sollte sich Daniele Gansers langjährige Recherche einfach mal zu Gemüte führen, anstatt hier die blöde VT-Keule zu schwingen.

     

    Und an Ambros Waibel zu dieser Einleitung:

    > Wie immer hören wir Bayern 3, wie

    > immer ist es losgegangen mit

    > Cat Stevens’ „Morning has broken“.

     

    Stimmt nicht ganz, das war Gustl Weishappels Sendung auf Bayern 1 ("Der Frauenarzt von Bischofsbrück" lief auch in der Sendung). Niemand in dem Alter hat eigentlich freiwillig B1 gehört, ausser eben morgens ihn im Musikjournal vor dem Weg in die Schule (er hat auch noch die Zeit entsprechend angesagt für die "lieben Schulkinder"). Abends lief dann natürlich Pop nach Acht auf Bayern 3 mit Thomas Gottschalk, der damals noch gut war.

  • H
    hanfbauer

    Das traurige am Wiesn-Attentat ist: selbst wenn man dem Strauß nachweist, dass er persönlich den Anschlag angeleiert hat: es würde sich in Bayern nichts ändern.

    Die Mehrheit der Bayern würden anerkennend sagen:

    "Ja, a Hund war er scho".

    Und selbst bei erwiesener Schuld von Strauß, würden die Bayern nichtmal den Namen des Münchner Flughafens ändern...

  • BL
    Bprger Lärs

    Das was hier in diesem Interview steht, ist solchermaßen ungeheuerlich.

    Das darf ganz einfach nicht wahr sein.

  • F
    FMH

    Na toll. "Truther" gibt's jetzt auch auf Deutsch. Besonders schön finde ich den Satz, dass jeder der seine Geschichte als Unsinn abtut, dies mit Akten beweisen soll. Als Historiker müsste er doch wissen, dass er ersteinmal seine Position mit irgendetwas außer Abenteuerromanen beweisen müsste. Die Beweislast für eine Geschite trägt immer derjenige, der sie aufgebracht hat.

    Von der taz hätte ich wirklich mehr erwartet als so einen Verschwörungstheoretiker eine Plattform zu geben.

    Klar steckte mehr hinter dem Attentat als die offizielle Geschichte, aber wer mit so einem Senf daher kommt, der muss schon mehr in der Tasche haben, als irgendwelche Erlebniserzählungen seines Herrn Papa.

  • L
    Luxemburger

    Wer Herrn Kramer bei seiner Aussage vor dem Gericht in Luxemburg gesehen hat, muss stark an seiner Glaubwürdigkeit zweifeln. Nur eine Übereinstimmung der DNS seines Vaters mit den bei den Attentaten gefundenen Spuren könnte etwas über den Wahrheitsgehalt seiner Angaben aussagen. Ansonsten ist seine Aussage nichts wert, denn er wirkte wie ein Mythomane, der sich in der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit sonnt und späte Rache an seinem Vater nehmen will, dem er es wohl nie recht machen konnte. Am Ende seiner Aussage forderte er die Anwesenden im Gericht auf, ihm Applaus zu spenden! Der Eid war für ihn ohne Risiko, denn er hat ja nur wiedergegeben, was sein Vater ihm angeblich erzählt hat. Es wird ihm nie jemand das Gegenteil beweisen können.

  • V
    Valeri

    Hochrangiger Bundeswehr- und BND-Angehoeriger involviert an einem Attentat auf das Oktoberfest? Warum taucht dieser Artikel erst an fuenfter Stelle auf und nicht ganz oben?? Bitte bringt mehr darueber!