Protestierende in Iran: Offenbar erstes Todesurteil
Laut Justizbehörde hat ein Gericht in der Hauptstadt Teheran die Todesstrafe verhängt. Die verurteilte Person soll ein Regierungsgebäude angezündet haben.
Teheran rtr/afp | Im Iran ist erstmals ein Todesurteil im Zusammenhang mit den seit Wochen anhaltenden Protesten gegen die Führung des Landes verhängt worden. Ein Gericht in der Hauptstadt Teheran habe die Todesstrafe ausgesprochen, teilte die Justizbehörde am Sonntag im Internet mit. Die verurteilte Person sei unter anderem schuldig befunden worden, ein Regierungsgebäude angezündet, „die öffentliche Ordnung gestört“ und die „nationale Sicherheit“ bedroht zu haben.
Die iranische Justiz hat mit der Umsetzung der drakonischen Strafen, die regierungsfeindlichen Demonstranten angedroht wurden, begonnen. Zehn Männer und eine Frau seien wegen der Tötung eines Mitglieds der Basidsch-Milizen während einer Kundgebung am 3. November bei Teheran angeklagt worden, berichtete die Nachrichtenagentur IRNA am Samstag. Ihnen drohe die Todesstrafe.
Die der geistlichen Staatsspitze ergebene Miliz war zur Niederschlagung der Proteste nach dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini eingesetzt worden. Die Kurdin war am 16. September in Polizeigewahrsam gestorben. Die sogenannte Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie unangemessen gekleidet gewesen sein soll.
Die landesweit seit Wochen anhaltenden Kundgebungen gegen die Führung der Islamischen Republik hielten offenbar auch am Wochenende an. Im vielgelesenen Twitter-Account 1500tasvir wurde ein Video veröffentlicht, in dem angeblich nächtliche Proteste in der Küstenstadt Babolsar am Kaspischen Meer zu sehen sind. Gezeigt wird, wie Benzinbomben auf einen Basidsch-Stützpunkt geworfen werden.
Nach Angaben der in den USA ansässigen Menschenrechtsorganisation HRANA sind bis Freitag 336 Demonstranten bei den Unruhen getötet worden, darunter 52 Minderjährige. 39 Angehörige der Sicherheitskräfte seien ebenfalls getötet worden. Bislang seien fast 15.100 Menschen wegen der Proteste festgenommen worden, hieß es weiter.
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