Proteste von Anti-Atom-Initiativen: NRW drohen Castortransporte
Schon 2024 könnten hoch radioaktive Brennelemente per LKW mitten durch NRW rollen. Atomkraftgegner:innen sprechen von „sinnloser Atommüllverschiebung“.
Schließlich werde damit eine „sinnlose Atommüllverschiebung“ vorbereitet, erklärten vier Anti-Atom-Initiativen wie das Bündnis Stop Westcastor zusammen mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
Der Atommüll besteht aus in 152 Castoren gelagerten 192.000 Brennelement-Kugeln des ersten deutschen Hochtemperaturreaktors, der seit 1966 auf dem Gelände des Forschungszentrums Jülich betrieben wurde.
Wegen angeblicher Erdbebengefahr hatte der einstige SPD-Landeswirtschaftsminister Garrelt Duin als Atomaufsicht 2014 eine Räumung des Jülicher Atommülllagers angeordnet. Allerdings: Diese Erdbebengefahr existiert nach einer 2022 getroffenen Einschätzung des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) nicht.
Keine „heiße Zelle“ für Castor-Reparatur
Offenbar will die Jülicher Entsorgungsgesellschaft für Nuklearanlagen (JEN) ihren hochradioaktiven Atommüll trotzdem mitten durch die Landeshauptstadt und das westliche Ruhrgebiet rollen lassen – am Dienstag führte die Route durch den Düsseldorfer Flughafentunnel der A44 und weiter über die Autobahnen 3, 40, 59, 42 und 31 nach Ahaus.
Dabei sei das dortige Zwischenlager nur bis 2036 genehmigt, sagt Felix Ruwe, Sprecher der Initiative Kein Atommüll in Ahaus. Außerdem gebe es keine „heiße Zelle“ zur Reparatur defekter Castoren. Dazu komme: Vor einer möglichen Endlagerung müsse der Atommüll noch einmal untersucht und umverpackt werden, argumentiert Ruwe – ein erneuter Rücktransport nach Jülich sei deshalb schon heute absehbar.
Als Atomaufsicht müsse sich jetzt Nordrhein-Westfalens grüne Wirtschaftsministerin Mona Neubaur einschalten, fordert wie Ruwe auch Kerstin Ciesla, stellvertretende Landesvorsitzende des BUND. Der Atommüll müsse in Jülich bleiben, wo die Expertise des Forschungszentrums bereitstehe.
Zwar erklärt Neubaurs Ministerium, über den Verbleib des Atommülls entscheide das BASE – doch das Bundesamt will da offenbar nicht mitspielen. Das Amt sei lediglich Genehmigungsbehörde „zum Transport von Jülich nach Ahaus“, heißt es in einer Mail an die taz: Ein „Ansprechpartner für Fragen zu diesbezüglichen politischen Entscheidungen“ sei das BASE dagegen ausdrücklich nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga