Proteste gegen Lucke an der Uni Hamburg: Abgesperrte Veranstaltung
Der Mitgründer der AfD, Bernd Lucke, liest unter Protest an der Uni Hamburg im Fach Ökonomie. Die Polizei sichert das Gebäude ab, rein kommen nicht alle.
![Polizisten warten vor einem Gebäude der Uni Hamburg Polizisten warten vor einem Gebäude der Uni Hamburg](https://taz.de/picture/3765449/14/24091697.jpeg)
Die Professur Luckes ist seit Beginn des Wintersemesters das wichtigste Streitgesprächsthema bei den Studierenden der Universität Hamburg. Zwei Veranstaltungen von ihm wurden bereits von Protesten begleitet. Lucke selbst bediente sich in der Vergangenheit ausländerfeindliche Ressentiments und sagte etwa, dass Migrant*innen der „soziale Bodensatz“ seien, der lebenslang in Sozialsystemen „verharre“. Die Studierenden der Fachschaft Sozialökonomie haben in einem Fakultätsantrag beschlossen, dass eine Ausweichveranstaltung zu Makroökonomie stattfinden soll, die selbstredend nicht von Lucke gehalten werden soll.
Es gibt kein Durchkommen durch das abgeriegelte Universitätsgebäude, zu dem auch der Hörsaal gehört, an dem Lucke über Makroökonomik II referiert. Ob die Verlegung der Vorlesung vom Hauptgebäude in den weniger durchschaubaren Gebäudekomplex etwas außerhalb des Campus durchgeführt wurde, kann niemand bestätigen. Nur Studierende, die sich vorher zu der Veranstaltung angemeldet haben, kommen durch die Personenkontrollen.
Eine Hundertschaft Polizei sperrt das Gebäudekomplex weiträumig ab – aus „vorsorglichen“ Gründen, so die Polizei. Eine akute Bedrohungslage oder Ankündigungen des zivilen Ungehorsams bleiben aus. Die Stimmung ist dennoch angespannt, der Andrang der Medien auf Luckes Professur an der Universität Hamburg ist trotzdem groß. Bis zum Ende der Vorlesung läuft aber „alles nach Plan“, sagt ein Polizist.
Geschlossene Gesellschaft
Aktive Studierende von der Fachschaft für Sozialökonomie beklagen auf der Kundgebung, dass die geschlossene Gesellschaft der Lehrveranstaltung und Luckes Standpunkt, sich der Diskussion zu verweigern, nicht im Sinne der im Grundgesetz stehenden Freiheit der Wissenschaft sei. Die Studierenden sehen Lucke als Mitbegründer der heute mehr als zu seiner Zeit zum Rechtsextremismus gewandten Alternative für Deutschland selbst in der rechtsextremen Ecke.
Lucke indes bleibt den Vorwürfen ihn gegenüber gelassen. In einem Streitgespräch in der Zeit zusammen mit Hamburgs Zweiter Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank fordert er sogar, ein Disziplinarverfahren gegen ihn einzuleiten, um seine Verfassungstreue zu beweisen. Die Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) ließ durch eine Dienstanweisung an die Universität mitteilen, dass Luckes Vorlesungen gewohnt stattfinden.
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