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Protest und die AfDDer Kleber ist aus

Die Letzte Generation will künftig auf Klebeaktionen verzichten. Ein Sieg der Autofahrer? Nein, findet unser Kolumnist. Gewonnen haben die Medien.

Protest statt Kleben: Die Letzte Generation unterstützt den Protest „Hand in Hand gegen Rechts“ am 3. Februar in Berlin Foto: Andreas Friedrichs/imago

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Statt Bargeld sollen Asylsuchende in Deutschland bald eine Bezahlkarte bekommen. Was bringt das wem?

Behörden reklamieren Verwaltungsvereinfachung, automatische Scannerkassen im Supermarkt sind eh stumpf für entkartete Kunst. Hinter diesen Sachargumenten wabert ein Bild vom prassenden Proll, das diskriminierend gelesen wird und wirkt: Belastbare Zahlen, wie viel Bargeld tatsächlich ins Ausland ging, wurden nicht vorgebracht. Und unter uns: Wer von rund 400 Euro im Monat noch Bares für die Lieben daheim abhungert, sollte eher mit der Ehrenbürgerschaft von Schwaben belohnt werden. Stattdessen feiern ostdeutsche Pilotversuche die Abwanderung von Flüchtlingen als „Erfolg“. Das legt sich, wenn es keine Barzahlerkreise mehr gibt. Wer ganz fest glaubt, dass in den Elendslagern bei Sfax morgens als Erstes die Bild-Zeitung gelesen wird, glaubt auch an eine „Abschreckung“. Immerhin – jetzt verdienen die Banken auch am Asylanten.

Dava, eine Partei mit Nähe zum türkischen Präsidenten Erdoğan, hat sich gegründet. Welcher Promi sollte die nächste Partei gründen?

In Deutschland gibt es vier anerkannte „ethnische Minderheiten“ mit politischen Vorrechten: Roma und Sinti, Sorben und die Dänen und Friesen, politisch vertreten vom Süd­schleswigschen Wählerverein. Kriterium dafür sind eigene Sprache, Kultur, Geschichte – und deutsche Staatsbürgerschaft. So weit, so Türke. Schwammig wird’s beim „traditionellen Siedlungsgebiet“, „in der Regel seit Jahrhunderten“. Sorben und Roma und Sinti haben bisher keine eigene politische Repräsentation errungen, das kann man als gelungene Integration werten – brauchen sie nicht? Oder als anhaltende Diskriminierung. Bei der türkischen Minderheit: beides. Auf diesem Konflikt, der auch ordentlich Rassismus enthält, möchte etwa die Bild-Zeitung ein braunes Süppchen wärmen und versucht, der Dava Mesut Özil als Chefmaskottchen reinzuquatschen.

Die Letzte Generation will sich nicht mehr festkleben. Haben die Au­to­fah­re­r*in­nen gewonnen?

Nö, die Medien. Die Aggro-Bauern erdreisteten sich, unter dem Jubel breiter Öffentlichkeiten „Passierscheine“ auszustellen, während Klimakinder in den bayerischen Knast wanderten. Fazit: Hetze siegt. Letztlich wurden Leute gegen die KlimaaktivistInnen aufgebracht, die ihren Anliegen wohlgesonnen gegenüberstanden. Klingt scheißliberal, stimmt aber leider: Vermutlich gibt es hinter aller Demagogie eine breite Mehrheit für Klimaschutz. Die gilt es zu organisieren. Muss ja nicht so lange dauern und so schiefgehen wie bei den Grünen.

AfD-Vorsitzende Alice Weidel sprach in einem Interview von einem „Dexit“, also einem Austritt Deutschlands aus der EU. Nichts von den Briten gelernt?

„Sie hassen Deutschland“, schallern AfD-Trompeten aus jedem Fenster gegen jeden Gegner. Um dann schicke Ideen vorzulegen, was man ungefähr tun müsste, wenn man Deutschland hasst: Staatsbürger rausschmeißen, innere Konflikte schüren, den Export durch EU-Austritt ruinieren, eine Eurokrise lostreten und Kopftücher für Mädchen. Ist das vielleicht die geheime Erdoğan-Partei?

Mitarbeiter des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA sollen am Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober in Israel beteiligt gewesen sein. Zahlreiche Länder haben nun ihre Zahlungen eingestellt. Zu Recht?

UNRWA hat rund 12.000 Beschäftigte in Gaza, das hilft vor allem den Beschäftigten selbst. Sie bilden das Schul- und Gesundheitssystem, dass die Hamas-Diktatur nicht herstellt und Israel schön egal ist. Zugleich muss UNRWA seine Arbeit mit Hamas koordinieren und so gestalten, dass Israel nicht bedroht wird. Wer dieser international kontrollierten Organisation den Stecker zieht, sollte schon einen Vorschlag haben, wer denn künftig der Staat-im-Nicht-Staat sein soll.

Und was machen die Borussen?

Mit Marco Reus könnte der letzte „Dortmunder zum Sehen“ im Sommer den BVB verlassen. Nach Zorc, Ricken und dem als Kind zugezogenen Götze war immer ein „Gebürtiger“ im Team. Schluss.

Fragen: Clara Loeffler

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Friedrich Küppersbusch
Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".
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7 Kommentare

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  • „Nö, die Medien... (sind Schuld)... Hetze siegt. Letztlich wurden Leute gegen die KlimaaktivistInnen aufgebracht ...“

    Hmm. Mein Eindruck war, daß die „Leute“ sich von den KlimaaktivistInnen geschädigt sahen. Ihre Ablehnung mußte doch nicht angestachelt werden. Die Polizei und die Anwesenheit der Medien hat die KlimaaktivistInnen sogar geschützt.

  • "Letztlich wurden Leute gegen die KlimaaktivistInnen aufgebracht, die ihren Anliegen wohlgesonnen gegenüberstanden"

    Na klar, die standen alle im Stau und beklatschten die LG, die sie am weiterfahren hinderte und dann kamen die manipulatorischen Medien und haben denen die Köpfe verdreht.

    Und nur Küppersbusch hat es bemerkt.

    Weil die anderen sind ja zu dumm dazu.

    • @Jim Hawkins:

      Genau. Schön wieder mal von Ihnen zu hören (zu lesen).

  • Helene Fischer? Küppersbusch ist doch der Königsmacher - hoffe ich mal.

  • Und wieder ist Küppersbusch brillant.

    • @aujau:

      anschließe mich - gern auch für viele Male davor

      • 9G
        95820 (Profil gelöscht)
        @Lowandorder:

        Da bin ich dabei. Die, die immer gut sind, werden leider kaum noch gelobt...



        Aber ein kleiner Einwand - Müsste es nicht heißen: „sollte eher mit der Ehrenbürgerschaft von Schwaben ,bedroht' werden."?



        (Meine Meinung zu der Skandal-Bezahl-Karte hatte ich schon mal geäußert.=