Protest in Niedersachsen: Atomkraft-Gegner blockieren Fabrik
Stundenlang versperrten AktivistInnen den Zugang zu einer Brennelementefabrik in Lingen. Hendricks verhandelte in Belgien über Schrottmeiler.
Zweimal drängten Polizisten die Umweltschützer zur Seite, um Lastwagen den Weg in die Fabrik frei zu machen. Insgesamt seien die Proteste friedlich verlaufen, sagte ein Polizeisprecher. Am Mittag beendeten die Atomgegner ihre Aktion.
Mehrere Bürgerinitiativen drängen schon länger auf die Stilllegung der Fabrik, die Kernkraftwerke in ganz Europa mit frischen Brennstäben beliefert und vom deutschen Atomausstieg ausgenommen ist. „Wer den Atomausstieg will, muss auch die Brennelementexporte einstellen“, sagte Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis „Münsterland gegen Atomanlagen“.
Auch die „Hochrisikoatomkraftwerke“ Fessenheim und Cattenom in Frankreich sowie Doel in Belgien erhielten Brennelemente aus Lingen, hieß es. Über Pannen im AKW Doel hat sich in jüngster Vergangenheit auch die Bundesregierung beunruhigt gezeigt.
Die rund 35 Jahre alte Brennelementefabrik wird von einer Tochterfirma des französischen Atomkonzerns Areva betrieben. Bereits am Sonntag hatten rund 100 Umweltschützer bei einer Demonstration in Lingen das Aus für die Fabrik und das nahe Atomkraftwerk Emsland gefordert.
Hendricks verhandelt in Belgien
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hat am Montag mit der belgischen Regierung über den Zustand der Atomreaktoren des Landes gesprochen. „Wir hätten uns grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfungen für Doel und Tihange gewünscht“, kritisierte sie in Brüssel den auch für Reaktorsicherheit zuständigen Innenminister Jan Jambon und Energieministerin Marie-Christine Marghem laut Twitter, wie das Umweltministerium mitteilte. Der Zustand der belgischen Atomkraftwerke Doel 3 und Tihange 2 gebe weiterhin Anlass zur Beunruhigung. Das Gespräch dauerte bei Redaktionsschluss noch an.
Die beiden Reaktoren waren nach Pannen vom Netz genommen worden, bei der wiederholten Inbetriebnahme hatte es Zwischenfälle gegeben. Hendricks hatte in diesem Zusammenhang von „Flickschusterei“ gesprochen. Sie habe um das Gespräch gebeten, „um der belgischen Regierung die Besorgnisse der deutschen Bevölkerung in der Grenzregion zu übermitteln und zu erläutern“.
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