Protest gegen die Präsidentin in Südkorea: Hunderttausende auf der Straße
Das Parlament hatte wegen einer Korruptionsaffäre für ein Amtsenthebungsverfahren gestimmt. Park verlor damit ihre Amtsvollmachten, aber nicht den Titel als Staatschefin.
Das Parlament in Seoul hatte wegen der Korruptionsaffäre Anfang Dezember für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Park gestimmt, die damit umgehend ihre Amtsvollmachten verlor. Sie behielt aber ihren Titel als Staatschefin und bleibt im Präsidentenpalast, bis das Verfassungsgericht über ihre Amtsenthebung entschieden hat. Vielen Südkoreanern dauert der Prozess jedoch zu lange, sie wollen, dass Park sofort abtritt.
Im Zentrum der Affäre steht Parks langjährige Vertraute Choi Soon Sil. Sie soll ihre Beziehungen zu Park genutzt haben, um Millionenspenden für Stiftungen einzutreiben und sich dabei persönlich zu bereichern. Außerdem wird ihr vorgeworfen, sich in die Regierungsgeschäfte eingemischt zu haben. Choi sitzt inzwischen in Haft, Park wird in dem Fall als Verdächtige behandelt.
In der Kritik steht auch Parks Verhalten nach dem Untergang der Fähre „Sewol“, bei dem über 300 der 476 Insassen umkamen, darunter 250 Schüler. Es dauerte sieben Stunden, bis Park erstmals wieder bei einer Regierungssitzung auftauchte – bis heute ist unklar, wo sie sich in der Zwischenzeit aufhielt. Die Demonstranten forderten zudem eine rasche Bergung der „Sewol“, um weiteren Aufschluss über die Unglücksursache zu bekommen.
Vor dem Büro des Sonderermittlers, der Parks Affären untersucht, versammelten sich unterdessen rund 30.000 Anhänger der Präsidentin. Sie sangen Armeelieder und forderten ein Ende des Amtsenthebungsverfahrens. Nach ihren Angaben handelt es sich um eine Verschwörung linksgerichteter Anhänger des nordkoreanischen Regimes, die Parks konservative Regierung stürzen wollen.
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