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Protest gegen Rechtsaußen-PolitikerinSchü­le­r*in­nen zeigen Haltung

Rund 100 Menschen demonstrieren gegen den Auftritt der AfD-Bundestagsabgeordneten Beatrix von Storch an einer Schule in Lichtenberg.

Schülerinnen und Schüler wehren sich gegen einen Auftritt der AfD-Politikerin Beatrix von Storch im Coppi-Gymnasium Foto: Florian Boillot

Berlin taz | Es ist kein gewöhnlicher Schultag am Hans-und-Hilde-Coppi Gymnasium im Lichtenberger Ortsteil Karlshorst: Kurz vor 13 Uhr haben sich am Dienstag rund 100 Menschen vor dem Schultor versammelt, um gegen den Auftritt der AfD-Bundestagsabgeordneten Beatrix von Storch zu demonstrieren. Aus Musikboxen dröhnt lauter Bass, Anspannung liegt in der Luft. Die Rechtsaußenpolitikerin und AfD-Direktkandidatin für Lichtenberg wird zu einer Podiumsdiskussion zur anstehenden Bundestagswahl erwartet, die die Schulleitung organisiert hat. Noch sind die Stühle leer: Die Veranstaltung ist für den Nachmittag angesetzt.

Die Entscheidung der Schulleitung wird von vielen Schü­le­r*in­nen scharf kritisiert. In den Entscheidungsprozess einbezogen wurden sie nicht. „Die AfD ist keine demokratische Partei, sondern verbreitet antidemokratische Hetze“, sagt Effi Denton. Die Zwölftklässlerin ist Mitbegründerin der Schüler*innen-Gruppe „Coppi gegen rechts“, die auch zu der Kundgebung vor der Schule aufgerufen hat. „Wir sind heute hier, weil wir das, was drinnen gesagt wird, nicht unkommentiert lassen dürfen“, ergänzt Leni Schmieding. Auch sie engagiert sich bei „Coppi gegen rechts“.

Nicht alle Schü­le­r*in­nen des Gymnasiums hätten sie bei ihrem Widerstand auf ihrer Seite, sagt Schmieding: „Die Schülerschaft ist gespalten hinsichtlich der Teilnahme von Beatrix von Storch an der Diskussion.“ Nach Bekanntwerden der Dis­kus­si­ons­teil­neh­me­r*in­nen habe man versucht, die Schulleitung dazu zu bewegen, die AfD-Politikerin auszuladen, sagt eine Schülerin, die ihren Namen nicht nennen möchte.

Beatrix von Storch auf dem Weg zum Hans-und-Hilde-Coppi-Gymnasium: „Hass macht hässlich“ ist auf Plakaten zu lesen Foto: Florian Boillot

Die Schulleitung habe nicht reagiert. Oder besser gesagt: komplett gegenteilig reagiert: Am Montag seien die Schü­le­r*in­nen der 10. Klasse kurzfristig von der Podiumsdiskussion ausgeschlossen worden – „aus Sicherheitsgründen, da mit Gegenprotest zu rechnen sei“, so die Initiative „Berliner Eltern gegen AfD-Auftritte an Schulen“.

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Disput über Neutralitätsgebot

Die Initiative hatte sich aus Unmut über die Entscheidung der Schulleitung kurzerhand zusammengeschlossen und kritisiert die Begründung, wonach das Neutralitätsgebot zur Einladung aller Parteien verpflichte. „Lehrkräfte sind der freiheitlichen demokratischen Grundordnung verpflichtet, die die AfD ablehnt“, kontern die Eltern. „Neutral sein, heißt nicht: unpolitisch.“ Auch die gemeinnützige Stiftung Bildung weist darauf hin, dass Lehrkräfte nicht neutral bleiben müssen, wenn demokratische Prinzipien gefährdet sind.

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Schriftzug Feuerwehr Demo gegen Rechtsruck dahinter ein Mensch und ein Feuerlöscher
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Die Schü­le­r*in­nen von „Coppi gegen rechts“ machen vor, was das bedeutet. „Wir sind dazu verpflichtet, das Vermächtnis von Hans und Hilde Coppi aufrechtzuerhalten und gegen Beatrix von Storch zu protestieren“, sagt Leni aus der 11. Klasse, die in einer Rede an die Na­mens­ge­be­r*in­nen der Schule erinnert, die als Wi­der­stands­kämp­fe­r*in­nen von den Nationalsozialisten ermordet wurden.

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6 Kommentare

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  • Die Schulleitung hat sich nicht nur, aber nicht minder mit der Ausladung der Schüler gerade für diese Schule tätig zu sein disqualifiziert.



    Die Entscheidung die AfD gerade auf dieser Schule auftreten zu lassen ist ein Affront gegenüber den Widerstandskämpfern deren Name die Schule trägt. Das ist so, also würde die Schulleitung ehemalige Nationalsozialisten einladen, zur Diskussion, ob die eine oder andere Entscheidung im tausendjährigen Reich richtig oder falsch war. Wer Mitglieder der AfD zu Disskusionen einläd, hofiert diese rechtsradikale Politik und Haltung der Vertreter dieser Partei und trägt dazu bei usnere Demokratie zu schädigen. Das dies auf einer Schule passiert; um so schlimmer. Die AfD ist keine demokratische Partei, nur weil sie von Wählern gewählt wurde. Auch das sollte eine Lehre aus der Vergangenheit sein. Ihre Ziele und das Parteiprogram sind für eine Bewertung maßgebend. Und die Bewertungen des Verfassungsschutzes sind mit Vorsicht zu "geniesen", da Menschen wie Hans Georg Maaßen als Präsident des Bundesamtes sein Unwesen trieben, und andere Gleichgesinnte dort heute noch wirken.

  • Nun ja, im Schulrecht ist u.a. auch geregelt in welchem Geiste die Erziehung der Schüler erfolgen sollte. In vielen Landesverfassungen, wie hier Art 7 NRW, enthält dieses auch die blumige Umschreibung "in Liebe zu Volk und Heimat sowie zur Völkergemeinschaft.."

    Wahrscheinlich hat die Schulleitung das allzu wörtlich interpretiert.

  • Was da am Gymnasium passiert ist, ist ein Skandal! Mit Rechtsextremen reden, die die FDGO untergraben, zu reden, hat endgültig seinen Sinn verloren.



    Wer diesen Leuten ein Podium bietet, macht sich mit ihrer menschenverachtenden, rassistischen Einstellung gemein. Das ist weit entfernt vom Neutralitätsgebot, nämlich ganz weit politisch rechts.

  • Schade, in der letzten Schule mit einer vergleichbaren Veranstaltung, von der die taz berichtete, waren die Schüler super vorbereitet und stellten die Vertrerin der AfD in der Diskussion.

    Eine Haltung, der ich mehr Respekt zollen muss.

    Gerade bei von Storch bietet schon die Familiengeschichte einiges an Material.

  • Auch hier wieder. Was soll das? Was haben Wahlkampfveranstaltungen -und nichts anderes ist eine Podiumsdiskussion mit Parteivertretern 2 Wochen vor der Wahl- an Schulen verloren? Kein Mensch muss über ein Neutralitätsgebot und die AFD diskutieren, wenn man sowas einfach nicht macht. Jetzt hat die Schule ein Diskussion, wo die 10ten Klassen ausgeschlossen sind, aber die von der Maus Abgerutschte einen vom Storch erzählen kann. Stark!

  • Keine AfD-Rechtsextremist*innen in unseren Schulen!