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Protest gegen MeeresverschmutzungBuddelschiff gegen Plastikwahn

Nach vier Monaten auf dem Pazifik ist am Montag ein aus 12.500 Kunststoffflaschen gebautes Schiff in Sydney angekommen. Die Besatzung will gegen Müll im Meer mobilisieren.

Mit Müll gegen Müll: Die "Plastiki" besteht aus 12.500 Plastikflaschen. Bild: reuters

SYDNEY taz | Begleitet von Hubschraubern und mehreren kleinen Booten passierte die "Plastiki" kurz vor Mittag das Opernhaus mit dem gleißend weißen Segeldach. Nach 128 Tagen auf hoher See war die Mannschaft sichtlich erschöpft. Am Ruder David de Rothschild, 31-jähriger Spross des gleichnamigen Bankenimperiums. Der Abenteurer hat eine Mission: Er will vor der Gefahr warnen, die vom Alltagsprodukt Plastik ausgeht.

Der 18 Meter lange Katamaran war im März in San Francisco in den USA in See gestochen. Er legte auf seiner Reise mehrere Zwischenstopps auf Pazifikinseln ein. Das Schiff ist aus 12.500 gebrauchten Plastikflaschen gebaut, die mit einem umweltfreundlichen Kleber aus Zucker und Cashewnüssen zusammengefügt wurden. In Anlehnung an das Floß "Kon-Tiki", mit dem 1947 eine Expedition um den Norweger Thor Heyerdahl den Pazifik überquerte, ist der Katamaran auf den Namen "Plastiki" getauft. Ein Enkel Heyerdahls, Olav, reiste eine Weile auf der "Plastiki" mit.

Schwimmende Müllkippen

Hintergrund der Aktion: Hunderte von Millionen Tonnen Plastik verschmutzen die Weltmeere, und jeden Tag werden es Tausende von Tonnen mehr. Laut den Vereinten Nationen enden jedes Jahr über sechs Millionen Tonnen Plastik in den Ozeanen der Welt. Es ist nicht nur Abfall, der von Schiffen achtlos über Bord geworfen wird, es sind Plastiksäcke, Styroporbecher und Verpackungsfolien, die auf Abfallhalden landen und schließlich über Bäche, Kanäle und Flüsse in den Meeren enden. Das Material hat eine Lebensdauer von Hunderten von Jahren.

Jedes Stück Plastik, das je hergestellt worden sei, befinde sich "noch immer irgendwo in der Umwelt", sagt de Rothschild. Berichten von Seeleuten und Wissenschaftlern zufolge treiben allein im Pazifik zwei "Plastikteppiche", schwimmende Müllkippen, laut verschiedenen Quellen so groß wie der amerikanische Bundesstaat Texas.

Plastik statt Quallen

Wie der Meeresbiologe Peter Steinberg vom Sydney Institut für Meereswissenschaften meint, hat der Müll verheerende Konsequenzen für Tiere und Pflanzen. "Große Tiere wie Meeresschildkröten verwechseln Plastiktüten mit Quallen, fressen sie und gehen elend zugrunde".

Kleinere Tiere fressen statt Plankton mikroskopisch kleine Plastikteile und gingen ein. Damit sei das erste Glied in der Nahrungskette gebrochen, mit allen Konsequenzen für Fische, die dann auch nichts zu fressen hätten. Hunderten von Millionen Menschen drohe ihre oftmals einzige Eiweißquelle zu verlieren. Doch auch jene, die sich den immer seltener werdenden Fisch noch leisten können, seien in Gefahr, sagen Wissenschaftler. Giftstoffe im Plastik sammelten sich in den Körpern der Tiere an und werden vom Menschen aufgenommen.

Wasser aus Urin

Für de Rothschild ist klar: Plastik und Plastikabfall muss als wertvoller Rohstoff gesehen und wiederverwendet werden. Der Verzicht durch die Konsumenten auf Einwegprodukte sei aber ein erster Schritt. De Rothschild ruft Politiker auf, die Produktion sämtlicher Einwegplastikprodukte wie Plastikbecher, Plastiktüten und Feuerzeuge sofort zu verbieten.

Während ihrer Reise gewann die Besatzung Strom aus Solarzellen, Windturbinen und mit Fahrrädern betriebenen Generatoren. Zudem bereiteten die Expeditionsteilnehmer ihren Urin auf, um sich mit Wasser zu versorgen. Das Schiff aus Plastik wird nun bis kommenden Monat im Meeresmuseum von Sydney ausgestellt.

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5 Kommentare

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  • B
    Blauschwert

    @ Herrn Schmilz:

     

    Wieso ist das denn Sippenhaft, wenn ich sage, der kleine David de Rothschild sollte was besseres mit seinem Erbe machen, als sich als Öko Held in Szene zu setzen?

     

    Bitte um Erklärung.

  • UW
    URS WÄLTERLIN

    Hallo Blauschwert

    Dieser Gedanke ist mir auch gekommen, gestern in Sydney. Allerdings muss ich sagen, dass ich an David de Rothschilds Ehrlichkeit glaube, nachdem ich ihn nun getroffen habe. Er scheint seinen Status und unbestrittenen Einfluss wirklich zum Guten zu nutzen.

    Danke fuer Ihr Feedback.

    URS WÄLTERLIN, Sydney

  • HS
    Herrn Schmilz

    @Blauschwert, was Sie hier postulieren nennt man Sippenhaftung.

     

    Pfuibah.

     

    Egal wie richtig die Argumentation sonst auch gewesen wäre.

  • B
    Blauschwert

    Ökopropaganda schön und gut. Man muss die Massen ja wachrütteln.

     

    Aber bei diesem Sproß der Familie Rothschild geht mir regelmäßig das Messer in der Tasche auf. Nicht nur, dass seine Familie seit über 200 Jahren als Bankiers kräftig an der Industrialisierung mitverdient haben - die ja letztendlich für den ganzen Plastikmüll verantwortlich ist.

     

    Auch dass der kleine David R. mit seinem Vermögen bzw. dem Vermögen seiner Familie ganz andere Möglichkeiten hätte, gegen große Probleme der Gegenwart vorzugehen, als sich medienmeisterhaft selbst in Szene zu setzen.

     

    Wenn er mal eben eine Milliarde locker machen würde, etwa für die Beseitigung katastrophaler Umweltschäden, die der Raubbau westlicher Unternehmen in Afrika herbeigeführt hat, oder was weiß ich für welchen wirklich guten Zweck, dann hätte ich eine sehr viel höhere Meinung von ihm.

     

    Und ich bin sichr, keiner der de Rothschilds müsste seinen Lebensstandard ersntlich ändern, wenn die Familie diese Summe abschreiben würde.

     

    Stattdessen beteiligt sich der Clan weiterhin am globalen Finanz- und Profitpoker, und ist somit mitverantwortlich für die Fortführung von Ressourcenkonflikten, von Umweltverschmutzung und Verelendung ganzer Volksgruppen. Und der kleine David machte vornerum medienwirksame Öko-Gutmenschen Propaganda, und lässt den dummen Massenmensch den Namen Rothschild im positiven Licht erstrahlen.

     

    Pfuibah.

  • T
    Tom

    Ziemlich große Flaschenpost ^^