Protest gegen LGBT-freie Zonen in Polen: Ein Zeichen gegen Homophobie
Mit einem Aktionstag wollen Aktivist*innen gegen die Homophobie in Polen ein Zeichen setzen. Am Samstag demonstrierten sie dafür in Berlin-Mitte.
Es ist kalt am Samstagmittag. trotzdem stehen vor dem polnischen Institut in Mitte etwa 250 Berliner*innen, um Solidarität mit der polnischen queeren Community zu zeigen. Unterstützt wird der Protest unter anderem von Initiativen wie Queerdos, der Village Community und dem CSD Berlin.
Trotz Kritik auf nationaler und internationaler Ebene machen LGBT-freie Zonen ein Drittel das Landes aus. Im Dezember 2019 verurteilte das EU-Parlament die Hetze gegen sexuelle Minderheiten in Polen.Um die Verstöße gegen Menschenrechte aufzuzeigen, erstellten polnische Aktivisten eine digitale Landkarte, auf dem die Zonen gekennzeichnet wurden, den „Atlas des Hasses“. Anfang März wurden sie dafür angeklagt.
In Polen wurden im Juli 2019 mehrere Teilnehmer*innen des „Marsches für Gleichheit“ von rechten Schlägertrupps angegriffen. Kurz zuvor hatte die Wochenzeitung Gazeta Polska, eine rechtsgerichtete Wochenzeitung, die der nationalkonservativen PIS-Regierung nahesteht, angekündigt, Aufkleber mit dem Slogan „LGBT-Freie Zonen“ zu vertreiben. „Wir waren 1.000 Teilnehmer und sie drei Mal so viele“, erzählt die bekannte Aktivistin Monika Tichy, die aus Berlins polnischer Nachbarstadt, Szczecin, zum Aktionstag gegen LGBT-freie-Zonen nach Berlin gereist ist. „In Bialystok stand ich zum ersten Mal dem Tod gegenüber, als ein junger Mann mit einem Baseballschläger meinen Kopf einschlagen wollte. Ein junges Ehepaar brachte zum Pride eine selbstgebastelte Bombe mit. Diese ‚normale, heterosexuelle Familie‘, wie es in Polen von der Koalition, bestehend aus der katholischen Kirche und der PIS-Regierung, propagiert wird, hätte ein Blutbad anrichten können. Ich würde dann heute nicht vor euch stehen. Zum Glück wurden sie rechtzeitig von der Polizei festgenommen.“ Tichy leitet Polens älteste LGBT-Stiftung, Lambda in Szczecin. Für die Stiftung wurden auf der Demo 400 Euro an Spenden gesammelt.
„Deshalb ist es politisch so wichtig, das wir Druck auf die Parteien, Gremien und politischen Körper machen, von der Lokalpolitik bis hin zur EU“, erklärt der Veranstalter des Aktionstages, Florian Flitzinger, gegenüber der taz. „Vor allem aber geht es darum, den Betroffenen vor Ort ein Zeichen der Hoffnung zu senden. Zu beweisen, das es uns nicht egal ist, was in Polen passiert.“
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