Protest gegen Femizide in Südafrika: Warum Hoffnung eine politische Strategie ist
Hoffnung ist kein Luxusgut, sondern nötig, um das politische Geschehen zu beeinflussen. Erfolgreiche Proteste gegen Femizide in Südafrika beweisen das.
M anchmal braucht es keine Megafone und Bühnen. Manchmal reichen fünfzehn Minuten Schweigen, in denen Frauen einfach liegenbleiben, damit ein ganzes Land endlich aufsteht.
Die Frauen in Südafrika haben genau das getan: Sie sind aus dem Alltag ausgestiegen, haben ihre Arbeit niedergelegt und sich auf den Boden gelegt. In Schwarz gekleidet, als Zeichen der Trauer. Fünfzehn Minuten, die für fünfzehn Frauen stehen, die täglich in Südafrika durch einen Femizid getötet werden. Dieser „Women’s Shutdown“ war so kraftvoll, dass er die Regierung letztlich zum Einlenken zwang.
Der öffentliche Druck kam nicht aus dem Nichts. Schon Wochen vorher transformierten sich Social-Media-Feeds in ein lila Gewitter: Menschen änderten ihre Profilbilder, Influencer*innen erklärten in Videos die Hintergründe der Femizide, Aktivist*innen mobilisierten zum Mitmachen.
Die Kampagne der Gruppe Women for Change blieb nicht allein in Südafrika, sondern mobilisierte Frauen auf der ganzen Welt: Unterstützer*innen aus Eswatini, Kenia und Namibia schlossen sich dem Protest an und auch in Berlin und Köln lagen Menschen in Solidarität auf dem Boden.
Ihr Protest wirkte: Die südafrikanische Regierung erklärte geschlechtsspezifische Gewalt und Femizide offiziell zu einer nationalen Katastrophe. „Women for Change“ schreibt auf Instagram: „Wir haben gewonnen.“
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Protest gegen Femizide in Südafrika
Hoffnung ist kein Luxus
Natürlich ist der Kampf gegen Gewalt an Frauen damit nicht vorbei. Aber dieser Sieg macht etwas Fundamentales deutlich: Frauen haben den Staat gezwungen, hinzusehen. Sie haben die Regierung unter Druck gesetzt und sie haben bewiesen, dass kollektives Handeln – online sowie offline – mehr bewegen kann, als viele glauben wollen.
Und während Frauen weltweit ihre Körper zu Protestwerkzeugen machen, demonstrieren manche deutsche Politiker vor allem eines: dass ihnen diese Realität egal ist. Bundeskanzler Friedrich Merz etwa instrumentalisierte in der ewigen Stadtbild-Debatte die Angst um die Sicherheit der „Töchter“, um Ressentiments zu schüren.
Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen verliert er allerdings kein Wort über die steigende Zahl von Femiziden in Deutschland. Kein Statement, keine Anteilnahme, kein Problembewusstsein. Offenbar ist Gewalt an Frauen für ihn erst dann ein Thema, wenn sie sich zur politischen Munition eignet. Um die tatsächliche Sicherheit von Frauen scheint es ihm leider nicht zu gehen.
Die Frauen in Südafrika haben einen großen Sieg errungen, der Hoffnung macht. Denn am Ende geht es nicht nur um eine politische Einstufung, sondern um Würde, um Sicherheit und um Sichtbarkeit. Darum, dass Frauen nicht länger warten wollen, bis bürokratische Prozesse sich irgendwann erbarmen.
Aus Prinzip Hoffnung zu haben, bedeutet, transnationale Bündnisse zu schließen und gemeinsam für fünfzehn Minuten stillzuliegen. Die Frauen in Südafrika sind das beste Beispiel dafür, dass Hoffnung kein Luxus ist, sondern eine politische Strategie.
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