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Protest gegen AfD an Berliner SchuleKein Schulhof für Nazis

Am Robert-Blum-Gymnasium protestieren Jugendliche gegen eine Veranstaltung mit der AfD. Die Schulleitung sagt die Podiumsdiskussion daraufhin ab.

Courage gezeigt: Auch das Robert-Blum-Gymnasium ist Teil des Netzwerks „Schule ohne Rassismus“ Foto: picture alliance / Arne Dedert/dpa | Arne Dedert

Berlin taz Die Podiumsdiskussion mit einem Vertreter der AfD hatte die Schulleitung des Robert-Blum-Gymnasiums am Dienstagmorgen bereits abgesagt – doch einige SchülerInnen ließen es sich am Vormittag trotzdem nicht nehmen, ein Zeichen gegen die Rechtspopulisten im Abgeordnetenhaus zu setzen. Zwischen 60 und zeitweise 200 Jugendlichen versammelten sich TeilnehmerInnen zufolge vor dem Schultor des Gymnasiums in der Schöneberger Kolonnenstraße. “Wer AfD wählt, wählt Nazis!“, war auf einem Transparent zu lesen. Unterstützt wurden die SchülerInnen von der Initiative „Kein Bock auf Nazis“, die ebenfalls zu der Aktion mobilisiert hatten.

In den vergangenen Tagen hatte es reichlich Zoff gegeben an der Schule: Die Schulleitung hatte eine Podiumsdiskussion mit allen sechs im Parlament vertretenen Parteien geplant. Für die AfD sollte deren Schatzmeister Frank Hansel kommen. Für die Geschichts- und Politikleistungskurse war es als Pflichtveranstaltung angesetzt.

Doch der Schulleiter Jörg Häger hatte offenbar die Kontroverse unterschätzt, die eine Einladung der AfD unter SchülerInnen wie Eltern auslösen würde. Elternsprecherin Silke Steinhilber bemühte sich um Presseöffentlichkeit; die Jugendlichen organisierten für Dienstag mit Unterstützung des Netzwerks Schule ohne Rassismus die Demo vor der Schule. Schließlich sagte Häger die für Dienstag geplante Podiumsdiskussion kurzfristig ab: die „sichere Durchführung“ der Veranstaltung sei „nicht mehr gewährleistet“, hieß es in einer Mitteilung auf der Schulhomepage.

„Gefragt wurden wir nicht“

„Uns hat vor allem gestört, dass es seitens der Schulleitung keine wirkliche Beteiligung dazu gab, ob wir die AfD an unserer Schule wollen“, sagt eine 12.-Klässlerin, die den Protest mitorganisiert hat. Zwar sei die Schulleitung in der vergangenen Woche durch die Klassen und Kurse gegangen – „aber da war die AfD ja schon eingeladen, wirklich gefragt wurden wir nicht.“

Schulleiter Häger verteidigte am Dienstag sein Vorgehen: Die „Auseinandersetzung mit den Positionen verschiedener Parteien“ stelle ein „wichtiges Instrument für die politische Meinungsbildung dar und soll im geschützten Rahmen der Schule möglich sein.“ Es seien auch nicht alle SchülerInnen gegen die Veranstaltung mit der AfD gewesen. Das sagt auch die Schülerin, die den Protest mitorganisiert hat: Die Schülerschaft sei in der Frage „gespalten“ gewesen.

Für kommenden Dienstag ist eine Schulversammlung in der Aula geplant, es soll um eine „Aufarbeitung der Vorgänge der letzten Wochen“ gehen.

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2 Kommentare

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  • Fun Facts am Rande:



    Frank Hansel war fast 20 Jahre SPD Mitglied, vertritt eher den liberalen Flügel der AfD (befürwortet Extreme aus der AfD auszuschließen), pflegt einen kosmopolitischen Lebensstil und lebt offen homosexuell. Bei Herrn Hansel ist mehr Diversity als bei allen anderen Teilnehmern der Podiumsdiskussion.

    Aber vielleicht arbeitet man sich am Falschen ab... Was wäre gewesen, wenn die Schulklasse(n) das Parlament besucht hätten und dort zwangsweise auch Redebeiträge der AfD gehört hätten? Oder von der Linkspartei? Beide haben ein Problem mit dem Verfassungsschutz. Auch hier stellt sich die Frage was kann man Schülern zumuten? Warum als Pflichtveranstaltung? Sollten generell die Schüler (mit)bestimmen sollen wer eingeladen wird? Darf ein Schuldirektor (nicht mehr) frei entscheiden was in seiner Schule geschieht? Was bleibt ist leider das Ende jeden Dialoges und Wasser auf die Mühlen der Schwurbler in der AfD, welche sich genau dadurch mal wieder bestätigt sehen.

    • 7G
      75787 (Profil gelöscht)
      @Maximilian Maiser:

      Wiglaf Droste wusste, wie mit Rechtsaußen umzugehen ist: „Das Schicksal von Nazis ist mir komplett gleichgültig; ob sie hungern, frieren, bettnässen, schlecht träumen undsoweiter. Geht mich nichts an. Was mich an ihnen interessiert, ist nur eins: daß man sie hindert, das zu tun, was sie eben tun, wenn man sie nicht hindert: die bedrohen und nach Möglichkeit umbringen, die nicht in ihre Zigarettenschachtelwelt passen.“

      s.a.: taz.de/Debatte-Rhe...-Rechten/!5504353/