Protest gegen Abriss des SEZ: Hässlich, aber beliebt
Aktivist*innen protestieren gegen den Abriss des Sport- und Erholungszentrums in Berlin-Friedrichshain und sammeln 10.000 Unterschriften für den Erhalt.
Der GiB, eine bundesweite Initiative, kämpft gegen die Privatisierung von Einrichtungen sowie der Berliner S Bahn. Zum SEZ sind am Vormittag etwa 20 Leute gekommen, sie fordern vom Senat, das Erholungszentrum zu erhalten. Anlässlich des 43. Geburtstags des SEZ will das Bündnis ihre Petition an den Bausenator Christian Gaebler (SPD) überreichen, auch viel Presse ist erschienen.
10.125 Unterschriften habe das Bündnis bereits gesammelt, erklärt Carl Waßmuth, ein Sprecher des GiB. Eigentlich habe man die Petition dem Bausenator hier vor Ort überreichen wollen, der sei jedoch „überraschenderweise“ nicht aufgetaucht. Der Protest scheine „ihn nicht so stark zu interessieren“ so Waßmuth. Die Petition soll nun stattdessen per Fahrradkurier direkt zu ihm ins Büro gefahren werden.
Ein mehrfach vorgebrachtes Argument für den Erhalt waren schöne Kindheitserinnerungen, die Demonstranten mit dem Erholungszentrum verknüpfen. Der Abriss sei schon deswegen eine „Sünde“, ruft Waßmuth. Auch um Asbest gehe es nicht. „Diese Ausrede können Sie nicht verwenden“, adressiert er den Senator direkt. Auch wenn das Gebäude von außen „schlimm“ aussehe und man „sich ein bisschen um die Fenster kümmern“ und „was mit der Farbe machen“ müsste – das SEZ sei intakt, „wir wollen es wiedereröffnet haben!“
Streit um die Nutzung des Zentrums
Um die Nutzung des Zentrums wird seit zwei Jahrzehnten gestritten. Nachdem das Land 2003 das Gelände für den symbolischen Preis von einem Euro an einen privaten Investor verkauft hatte, gingen auch die Rechtsstreitigkeiten um Selbiges los. Das Land Berlin ging davon aus, der Investor würde die Schwimmbäder sanieren und wiedereröffnen, dieser wollte lieber abreißen und bauen.
2022 entschied das Kammergericht, der Investor müsse das Gelände an die Stadt zurückgeben, da er seine vertraglichen Pflichten nicht erfüllt habe. Jetzt will allerdings auch der Senat lieber abreißen und neubauen. Zu verwahrlost sei das Gelände mittlerweile. Statt einem Schwimmbad sollen hier rund 500 neue Wohnungen und eine Schule entstehen.
Linken-Abgeordneter Damiano Valgolio ist zur Unterstützung der Demo gekommen. Er fordert ein Baugutachten, um zu klären, ob ein Abriss überhaupt notwendig sei. Sobald das geklärt sei, könne man im Zuge eines „Ideenwettbewerbes zusammen mit den Anwohnern darüber nachdenken, wie man Sport und Freizeit mit Wohnräumen“ verbinden könne.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden