Propaganda nach Hongkong-Protesten: Twitter und Facebook sperren Konten
Twitter und Facebook haben rund um die Proteste in Hongkong Hunderttausende Konten gesperrt. Die chinesische Regierung habe eine Kampagne gefahren.
Beide Maßnahmen sind Teil von größer angelegten Bemühungen, böswillige politische Aktivitäten auf Twitter einzudämmen, wie ein hochrangiger Mitarbeiter des Unternehmens in einem Interview erklärte. Twitter war kritisiert worden, eine Plattform für weltweite Wahlbeeinflussung zu bieten und Geld für Werbeanzeigen anzunehmen, die von staatlichen Medienunternehmen für Propagandazwecke genutzt werden.
Die Konten wurden wegen Verstoßes gegen die Nutzungsbedingungen gesperrt und „weil wir denken, dass dies nicht die Art ist, wie Menschen sich bei Twitter informieren können“, sagte der Mitarbeiter im Interview. Er äußerte sich wegen Sicherheitsbedenken unter der Bedingung der Anonymität. Die chinesischen Aktivitäten seien dem FBI gemeldet worden, das die russischen Bemühung um Beeinflussung der US-Wahl 2016 mithilfe sozialer Medien untersuchte.
Facebook teilte am Montag mit, nach einer Benachrichtigung von Twitter und eigenen Untersuchungen hat das Netzwerk sieben Seiten, drei Gruppen und fünf Konten entfernt. Darunter seien einige, die Demonstranten als Kakerlaken und Terroristen darstellten. Der in chinesischer Sprache tätige Twitteraccount @HKpoliticalnew und der englische Account @ctcc507 stellten Protestierende als gewalttätige Kriminelle dar. Ersterer war mit einem Facebookaccount unter dem gleichen Namen verbunden.
Facebook, das in Hongkong mehr genutzt wird, veröffentlicht keine Daten über staatlich gestützte Beeinflussungsoperationen. Die Firma verbietet auch keine Anzeigen von staatlichen Medienunternehmen. „Wir überprüfen unsere Richtlinien hinsichtlich staatlicher Medien“, teilte ein Sprecher von Facebook der Nachrichtenagentur AP mit. „Wir schauen auch genauer auf Anzeigen, die von uns hervorgehoben wurden, um festzustellen, ob sie gegen unsere Richtlinien verstoßen.“
Twitter führte die Kampagne gegen die Hongkonger Demonstranten auf zwei gefälschte chinesische und englische Twitterkonten zurück, die sich als Nachrichtenorganisationen mit Sitz in Hongkong ausgaben. Prodemokratische Demonstranten sind seit Anfang Juli auf den Straßen und fordern volle demokratische Rechte und eine Untersuchung von mutmaßlicher Polizeigewalt gegen Protestierende. Twitter ist in China zwar gesperrt, in der halbautonomen Region Hongkong aber verfügbar.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen