Probleme beim Schlachtopfer: Das Undercover- Lamm
Der Versuch, für das muslimische Opferfest selbst zu metzeln, scheitert an der Tochter des Kolumnisten. Das Schhäfchen war zu süß.
M äääh, määäh, määäh, määäh!“ Wie alle Jahre wieder haben wir erneut Opferfest und seit vier Tagen befindet sich dieses hübsche Schaf auf unserem Balkon, das ich zum Schlachten gekauft habe. Meine Frau Eminanim hat zur Tarnung für unser Schaf einen roten Ganzkörper-Wollanzug mit passender Mütze gestrickt.
Meine kleine Tochter Hatice kümmert sich sehr liebevoll um das kleine Tier. Und immer, wenn das Schaf anfängt zu rufen: „Määäh, määäh, määäh“, übertöne ich es mit einem lauten: „Wau, wauu, waauuu!“ Worauf meine kleine Tochter sofort antwortet: „Sei ruhig, Rambo! Mach Sitz!“
Wir sind gezwungen, das arme Schaf als einen süßen kleinen Hund zu tarnen, und mit dem Schlachten so lange zu warten, bis alle Nachbarn weggucken. Wenn uns diese gute Tat gelingt, haben wir die besten Aussichten, im Jenseits in der besten Gegend vom Paradies zu landen. Aber im Gegenzug bekommen wir im Diesseits, hier im Karnickelweg 7b, auf der Stelle die Kündigung, wenn unser Schaf enttarnt wird.
Frau Krummsack, die Ehefrau von unserem Hausmeister, hockt seit drei Tagen nur noch auf ihrem Balkon und schaut die ganze Zeit interessiert zu uns rüber. Damit sie mit dieser Glotzerei endlich aufhört, rufe ich zu ihr hoch: „Frau Krummsack, wundern Sie sich nicht! Das ist kein deutscher Schäferhund, sondern ein albanischer Schafshund! Eine sehr seltene Rasse. Die sind mehrsprachig. Anstatt 'wau wau’ sagt der manchmal 'määäh määäh’.“
Das Kind ruft „Mörder“
Dann renne ich ins Wohnzimmer, wähle ihre Telefonnummer und sobald sie rein geht, laufe ich schnell mit einem Riesenmesser auf den Balkon.
Als Hatice kapiert, was sich hier gerade abspielt, stürmt sie laut brüllend hinter mir her: „Hiillfee, hiilfee! Mördeer, Papa, kannst du denn dein Opferfest nicht feiern, ohne mein armes, unschuldiges Wolltierchen zu töten?“, schreit sie mich mit Tränen in den Augen an.
Hatice hätte sich die ganze Schreierei und Heulerei eigentlich sparen können. Ich glaube, ich tauge ohnehin nicht zum Tiermörder. Sofort renne ich zum türkischen Café, um mir einen anständigen Schlachter zu besorgen, der im Gegensatz zu mir auch Blut sehen kann.
Als ich zwei Stunden später mit Meister Kasap Kazim wieder zurückkomme, riecht es im ganzen Haus sehr appetitlich nach gebratenem Lamm. „Osman, es ist schon alles erledigt, kommt, wir können essen“, ruft meine Frau gut gelaunt.
Froh, den unangenehmsten Teil des Opferfestes hinter mir zu haben, mache ich mich über das köstlich duftende und gut gebratene Lammkotelett her. Und kaum habe ich den ersten Bissen von unserem jungen Lamm im Mund, höre ich es diesmal nicht vom Balkon, sondern aus Hatices Zimmer: „Määäh, määäh, määäh!“ Und im gleichen Moment fängt meine Tochter mit ihrer dünnen Stimme an zu bellen: „Wau, wauu, waauuu!“
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