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Pro & Contra Händeschütteln in SchulenMehr als ein feuchter Händedruck?

Die Schweiz diskutiert über muslimische Jungen, die ihrer Lehrerin nicht die Hand geben wollten. Gehört der Gruß in die Schule?

Schon die Kleinsten lernen: Winke, winke ist ok, aber sonst die Hände immer schön bei sich behalten Foto: dpa

Hallo Martin, hallo Lea, hallo Ina, hallo Dings, hallo, hallo, hallo. Ich kann mich nicht erinnern, dass in meinen 13 Schuljahren nur eine Lehrerin oder ein Lehrer durch die Klasse gegangen wäre und allen die Hand gegeben hätte.

Ich kann mich generell nicht daran erinnern, dass ich abgesehen von der Abiturfeier und dem Schüler-gegen-Lehrer-Fußball überhaupt mal einem Lehrer die Hand gegeben hätte. Sie haben sie mir auch nicht gereicht. Wäre ja auch Quatsch.

Es spricht schließlich genug dagegen. Es kostet Zeit. Was spricht gegen ein „Guten Morgen allerseits“? Und es macht krank. Wir würden alle gesünder durchkommen, wenn wir generell weniger Hände schütteln würden.

Die Schule kann hier also als Vorbild dienen. Seid nett und respektvoll zueinander, aber: Fasst euch nicht an!

Der Schweizer Vorfall

Zwei muslimische Schüler aus dem schweizer Baselland haben sich geweigert, ihrer Lehrerin zur Verabschiedung die Hand zu geben. Sie wurden daraufhin mit einer Sondergenehmigung von der Schulleitung von dem Gruß freigestellt. Der Präsident der Islamischen Dachorganisationen FIDS erklärte, dass ein Händedruck zwischen Frau und Mann theologisch erlaubt sei.

Das ist übrigens auch ein guter Beziehungsratgeber.

JÜRN KRUSE

Zwölf Jahr lang war die freundliche Geste des Händeschüttelns kein Thema an deutschen Schulen: Man zog es vor, den Arm in die Höhe zu reißen und „Heil Hitler“ zu plärren.

Wollen wir wirklich zurück in diese finsteren Zeiten? Kann es ein zivileres Zeichen der Wahrnehmung, Anerkennung und Ermutigung geben als den morgendlichen Händedruck zwischen Schüler und Lehrer?

Wohl nicht. Wenn sich beide dabei noch in die Augen schauen, ist vieles, was sonst unausgesprochen geblieben wäre, schon nonverbal geklärt: Richtige Kleidung gewählt? Hausaufgaben gemacht? Und beim in den Folgetagen eintretenden grippalen Infekt: Hände gewaschen?

Das ist alles gut, und es steht zu hoffen, dass uns die Geste des Lehrer-Schüler-Händedrucks erhalten bleibt bzw. überall wieder Standard wird.

AMBROS WAIBEL

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11 Kommentare

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  • Woher soll ich wissen ob mein Gegenüber nach der Toilette (Klo) seine Hände gewaschen hat. Nein ich würde meinem Kind auch nicht zureden jemandem die Hand zu geben. Das ist Vertrauenssache und was weiß ich von Lehrern, Pfarren oder anderen. Nein ich gebe meine Hand nicht jedem.

  • Wenn ich mir so ansehe, wer so alles in seine Hände niest, hustet und noch mehr - gebe ich grundsätzlich niemandem mehr die Hand.

     

    Weder Moslem, Katholik oder sonstwem - weiblich oder männlich!

  • Ich bestimme gern selbst, wie nah ich einem Menschen komme. Zwangshändeschütteln steht dem entgegen.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Zwang enstpricht aber dem faschistischen Geist - egal, ob es um Händedrücken oder Schweinfleisch geht.

      • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Bitte nicht immer gleich mit dem Wort "faschistisch" herumwerfen.

         

        Aber Zwang sollte wirklich so wenig wie möglich sein.

  • 3G
    33324 (Profil gelöscht)

    Würden Sie Ihrem Kind erlauben, seinem Lehrer die Hand zu geben, auch wenn dieser weiblichen Geschlechtes ist ?

    - ja/nein/vielleicht (bitte ankreuzen).

  • 8G
    86548 (Profil gelöscht)

    Kommentar wurde entfernt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

  • "...Der Präsident der Islamischen Dachorganisationen FIDS erklärte, dass ein Händedruck zwischen Frau und Mann theologisch erlaubt sei...."

     

    Na bitte - Allah sei Dank.

    Was hier aber - für ein kränklicher - aber Nebenkriegsschauplatz.

    "Nein - Ihnen gebe ich nicht die Hand -

    Sie sind eine Frau & unrein!"

    Ein Imam - zu der deutschen -

    Mit einem Kurden verheirateten Übersetzerin - & zwar -

    Nach der Asylverhandlung seiner Schäfchen in Kölle - beim allgemeinen Rundumshakehands!

    Leider war ich nicht dabei - anders als meine betreten schauenden Kollegen.

    Dem Mann hätten sonst sicher die Ohren geklungen.

    Für eine derartige offene Diskriminierung - Frau & Ungläubige - Gibt es nach dem ordre publik in dieser Republik keine Rechtfertigung!

    (Zeugen Jehovas haben auch gern mal ähnliche Platten drauf! Katolen räuchern gern mal Stühle aus!).

    Sondern lauthals - was um die Ohren.

    Und ab dafür! EndeGelände.

    In einer öffentlichen Schule allemal & erst recht.

  • Ob der Gruß „in die Schule“ gehört ist meiner Meinung nach zweitrangig: Ich sehe hier die Grundfrage: Dürfen Lehrerinnen den Händedruck als Methode in der Schule nutzen?

     

    Dürfen Schüler Lehrerinnen den Händedruck verweigern, wenn der Händedruck Teil des Unterrichtskonzeptes ist?

     

    Weitergehend: Wenn die Schüler den Händerdruck nur Lehrerinnen verweigern, aber nicht Lehrern, darf die Schule diese Diskriminierung gewähren lassen? Zumindest in Deutschland würde ich daran zweifeln, da Diskriminierungsfreiheit hier im Grundgesetz garantiert wird — auch für Lehrerinnen und Lehrer.

     

    Und die Schule hat unter Anderem die Aufgabe, Schülerinnen und Schülern das Grundgesetz zu vermitteln. Und dazu gehört halt auch: Ihr dürft nicht diskriminieren.

  • "Zwölf Jahr lang war die freundliche Geste des Händeschüttelns kein Thema an deutschen Schulen: Man zog es vor, den Arm in die Höhe zu reißen und „Heil Hitler“ zu plärren.

     

    Wollen wir wirklich zurück in diese finsteren Zeiten?"

     

    Was für ein konstruierter Blödsinn. Ich habe noch von keiner Schule gehört, dass man sich dort überhaupt die Hände geschüttelt hätte, weder vor noch nach dem Dritten Reich.

  • Und wenn sie sich über ihre Dialekte nicht einig geworden sind, dann diskutieren sie bis heute noch...