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Pressefreiheit in der TürkeiFreispruch für Fo­to­jour­na­lis­t*in­nen

Tausende demonstrierten im März in der Türkei gegen die Regierung Erdoğan. Vier Journalisten berichteten darüber und wurden dafür vor Gericht gezerrt.

Der AFP-Fotojournalist Yasin Akgül mit Frau und Kind vor dem Istanbuler Metris Gefängnis nach seiner Freilassung im März Foto: Ozan Kose/afp

afp | Ein Gericht in Istanbul hat vier türkische Journalist*innen freigesprochen, denen vorgeworfen war, an einer illegalen Demonstration teilgenommen zu haben. Es gebe „keine stichhaltige Grundlage für die Schlussfolgerung, dass die Angeklagten die ihnen vorgeworfene Straftat begangen haben“, urteilte das Gericht am Donnerstag. Der AFP-Fotograf Yasin Akgül und die drei anderen Fotojournalist*innen hatten im März über die Protestwelle der Opposition gegen die konservativ-islamische Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdoğan berichtet.

Tausende Demonstrierende und mehr als ein Dutzend Journalist*innen sowie Anwält*innen waren während der Protestwelle festgenommen worden. Den Fotograf*innen wurde vorgeworfen, gegen das Demonstrations- und Versammlungsgesetz verstoßen zu haben.

Akgül, der unabhängige Fotograf Bülent Kılıç, Ali Onur Tosun vom Sender Now Haber sowie die freiberufliche Journalistin Zeynep Kuray, waren kurz nach ihrer Berichterstattung von den Demonstrationen in ihren jeweiligen Wohnungen festgenommen worden. Nach einigen Tagen im Gefängnis kamen sie frei. Während des Prozesses sagte Akgül vor Gericht: „Ich bin seit 15 Jahren Journalist, aber nie wurde ich bei mir zuhause festgenommen, im Morgengrauen, vor den Augen meiner Kinder.“

Zu seiner Arbeit bei den damaligen Protesten sagte er: „Ich bin vor den Demonstranten gelaufen, neben den Polizisten, um bessere Fotos machen zu können.“ Sein Anwalt Kemal Kumkumoğlu erklärte: „Mein Klient ist Journalist. Obwohl er über eine öffentliche Demonstration berichtete, wird ihm vorgeworfen, daran teilgenommen zu haben.“ Er hob hervor: „Die Journalisten haben nur ihren Job gemacht.“

Die Proteste waren durch die Festnahme des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem İmamoğlu von der oppositionellen CHP ausgelöst worden. Sie gelten als die größten Proteste in der Türkei seit den sogenannten Gezi-Protesten im Jahr 2013. İmamoğlu ist der wichtigste innenpolitische Rivale von Präsident Erdoğan.

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