Pressefreiheit in der Türkei: Terrorvorwurf gegen WDR-Reporterin
Die Journalistin Hatice Kamer ist nach einer Nacht im Gewahrsam der türkischen Polizei wieder frei. Allerdings droht ihr nun ein Strafprozess.
Für den Vorwurf der Terrorhilfe gebe es keinerlei Belege, habe die 39-jährige Journalistin erklärt. Der Deutsche Journalistenverband (DJV) hatte die Festnahme der BBC- und WDR-Reporterin verurteilt. Kamer zähle zu den ganz wenigen Kollegen, „von denen wir noch unabhängige Nachrichten aus dem Land bekommen haben“, erklärte der DJV-Vorsitzende Frank Überall.
Hatice Kamer war am Samstag festgenommen worden, als sie für die BBC über ein Grubenunglück in der südosttürkischen Provinz Siirt berichten wollte. Bei der Festnahme sei ihr vorgeworfen worden, auf militärischem Territorium Fotos gemacht zu haben.
„Ich hoffe, dass es der Kollegin physisch wie psychisch den Umständen entsprechend gut geht“, sagte Überall. „Nun hoffe ich aber auch, dass sie im WDR ihre Beiträge für ‚Türkei unzensiert‘ wieder ungehindert liefern kann.“
Kamer berichtet für den britischen Sender BBC, den Westdeutschen Rundfunk (WDR) und Voice of America. Der DJV hatte die Bundesregierung aufgefordert, sich dafür einzusetzen, dass Kamer umgehend freigelassen werde.
Nach der Ausrufung des Ausnahmezustands am 21. Juli geht die Regierung in der Türkei hart gegen kritische Medien vor. Nach Angaben der unabhängigen Journalistenplattform P24 sitzen mehr als 140 Journalisten in Haft – das sind mehr als in jedem anderen Land der Welt. Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen lag die Türkei bereits vor dem Putschversuch im Juli und der anschließenden Ausrufung des Ausnahmezustands auf Rang 151 von 180 Staaten.
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