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Pressefreiheit in AlgerienZwei Jahre Haft für Journalisten

Wie kein anderer berichtete er über die regimekritische Bewegung Hirak. Nun hat ein Gericht Khaled Drareni zu zwei Jahren Haft verurteilt.

Proteste für die Freilassung von Khaled Drareni vor dem Gericht in Algier Foto: Anis Belghoul/ap

Madrid taz | Der algerische Journalist und Gründer der Nachrichten-Website Casbah Tribune Khaled Drareni wurde am Dienstag in einem Berufungsverfahren in Algeriens Hauptstadt Algier zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Das ist ein Jahr weniger als noch beim erstinstanzlichen Urteil im August dieses Jahres. Die Festnahme des 40-Jährigen im März hatte national und international Proteste ausgelöst.

„Wir werden in Revision gehen“, kündigte Drarenis Anwalt Mustafa Bouchachi gegenüber der Nachrichtenagentur AFP an. Der Journalist bleibt in Haft.

„Das ist der Beweis dafür, dass das Regime in einer Logik der absurden, unfairen und gewalttätigen Unterdrückung verfangen ist“, erklärte Christophe Deloire, Generalsekretär von Reporter ohne Grenzen (RSF), am Dienstag. Algerien liegt derzeit auf der RSF-Liste für Pressefreiheit auf Platz 146 von 180.

Drareni machte sich als Beobachter der regimekritischen Proteste, der sogenannten Hirak-Bewegung, einen Namen. Mehrmals wurde er festgenommen. Beamte versuchten ihn einzuschüchtern; er solle seine Linie ändern und die Armee unterstützen.

Es half ebenso wenig wie zwei Bestechungsversuche. Im März 2019 wurden ihm eine Wohnung sowie Büros angeboten, falls er behilflich sei, die Demonstranten über die sozialen Netzwerke zu beeinflussen.

Ende 2019 dann wurde er in eine Kaserne der Spionageabwehr gebracht. Zwei Offiziere boten ihm den Posten des Leiters des Staatsradios an, falls er seine Berichterstattung einstelle. Drareni lehnte ab. Am 27. März schließlich wurde er festgenommen.

Kritik an Premier sorgte für Empörung

Drareni wird der „Anstiftung zu einem unbewaffneten Menschenauflauf und Angriff auf die Integrität des Staatsgebiets“ beschuldigt. Außerdem soll er keine offizielle Anerkennung als Journalist haben.

Als Korrespondent für den Sender TV5 Monde soll er somit „Zahlungen für Dienstleistungen erhalten haben, ohne den Nachweis seiner gesetzlichen Akkreditierung als Korrespondent vorlegen zu können“. Außerdem wird ihm ein Boykottaufruf zur Präsidentschaftswahl am 12. Dezember 2019 zur Last gelegt.

Drareni begann seine Laufbahn bei den Tageszeitungen La Tribune und Algérie News, bevor er zum staatlichen Radio und TV wechselte. Ab 2012 moderierte auf dem Privatsender Dzair TV das Programm „Controverse“.

2014 sorgte er für Empörung, als er den Premierminister kritisierte, der in einem Interview die erneute Kandidatur des schwerkranken Präsidenten Abdelaziz Bouteflika mit einem „Geschenk Gottes“ verglich. Die Sendung wurde kurz darauf eingestellt.

Anschließend wurde Drareni Moderator von „19 Info“, der führenden französischsprachigen Nachrichtensendung des privaten Echourouk TV. 2017 startete er Casbah Tribune.

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