Presse auf den Philippinen: Mordaufruf gegen Journalisten

Der designierte Präsident befürwortet Ermordung von korrupten Journalisten. Medienverbände fürchten Einschränkungen der Pressefreiheit.

Mehrere Männer tragen einen weiß-goldenen Sarg, einer trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift „STOP KILLINGS! MEDIA“

Journalisten auf den Philippinen leben gefährlich: Hier wird wieder einer zu Grabe getragen Foto: reuters

MANILA afp | Mit Empörung haben Journalistenverbände auf Äußerungen des designierten philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte reagiert, der die Ermordung korrupter Journalisten für richtig hält. Duterte hatte am Dienstag gesagt, es sei gerechtfertigt, dass Journalisten, die Bestechungsgelder annähmen oder anderweitig korrupt seien, getötet würden. „Nur weil du ein Journalist bist, bist du nicht von Ermordung ausgenommen, wenn du ein Hurensohn bist“, sagte er.

Die Nationale Journalistenunion der Philippinen bezeichnete die Äußerungen am Mittwoch als „erschreckend“. Es gebe zwar Korruptionsprobleme in der Branche, diese rechtfertigten jedoch nicht die Ermordung von Reportern. Duterte habe „die Jagd eröffnet, um die Medien zum Schweigen zu bringen, sowohl einzelne Journalisten als auch die Institutionen, und zwar beim bloßen Anschein von Korruption“, erklärte die Journalistenunion.

Luis Teodoro, stellvertretender Vorsitzender des in der Hauptstadt Manila ansässigen Zentrums für Medienfreiheit und Verantwortung, nannte Dutertes Äußerungen „Besorgnis erregend“. Damit werde potenziellen Mördern das Signal gegeben, dass es unter gewissen Umständen in Ordnung sei zu töten. „Wenn du sagst, dass korrupte Journalisten ermordet werden dürfen, ist das eine sehr klare Botschaft“, sagte Teodoro der Nachrichtenagentur AFP.

Auch das in New York ansässige Komitee zum Schutz von Journalisten verurteilte die Worte Dutertes. „Das ist eine der ungeheuerlichsten Erklärungen, die wir je von einem Präsidenten der Philippinen gehört haben“, sagte der für Südostasien zuständige Vertreter Shawn Crispin in Bangkok.

Für Journalisten sind die Philippinen eines der gefährlichsten Länder der Welt. Seit dem Ende der Diktatur von Ferdinand Marcos vor drei Jahrzehnten und der Einführung einer von Korruption geprägten Demokratie wurden 176 Journalisten ermordet.

Der 71-jährige Duterte soll am 30. Juni den Amtseid als Präsident leisten. Der langjährige Bürgermeister der Stadt Davao, der von Menschenrechtsaktivisten für die Tötung von mehr als tausend Menschen durch Todesschwadrone verantwortlich gemacht wird, hatte die Wahl am 9. Mai mit großem Vorsprung gewonnen. Er hatte im Wahlkampf einen unerbittlichen Feldzug gegen die Kriminalität angekündigt, will die Todesstrafe wieder einführen und Scharfschützen gegen mutmaßliche Verbrecher einsetzen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.