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Press-SchlagVerhältnismäßig visionär

Kommentar von Markus Völker

In der Liga drohen wegen der Dominanz des FC Bayern und der Dortmunder Borussen spanische Verhältnisse. Bayern-Boss Hoeneß will das ändern.

Soli-Zulage: Uli Hoeneß will angeblich für mehr Chancengleichheit sorgen Bild: dpa

M it Verhältnissen ist es so eine Sache. Verhältnisse können blitzschnell Beziehungen killen. Und wenn aus einfachen Verhältnissen griechische Verhältnisse werden, dann droht mindestens ein Staatskollaps. Verhältnismäßig hitzig wurde dieser Tage in der Bundesliga über spanische Verhältnisse diskutiert. Wenn das Verhältnis aus Spanien kommt, dann ist leider auch mit dem Schlimmsten zu rechnen.

In diesem Fall steht die die Bundesliga vor einer große Öde, weil nur noch der FC Bayern München und Borussia Dortmund gewinnen – und sonst keiner mehr. Wenn nur noch zwei Teams unangefochten oben stehen und der Rest nicht mehr mithalten kann, dann wird es irgendwie langweilig für den Fan. Der will ja nicht schon vorher wissen, wie es ausgeht, sondern knisternde Spannung.

Nun fürchtet der Oberaufseher der Liga, Uli Hoeneß, dass selbst in dem relativ gut austarierten deutschen System alles aus dem Gleichgewicht kommen könnte, eben wegen der blöden spanischen Verhältnisse. „Ich finde schon, dass wir uns Gedanken machen müssen, dass die oberen zwei, drei Clubs nicht total davonlaufen, dass die anderen mithalten“, hat er gesagt. Es fiel auch das schöne Wörtchen „solidarisch“.

Markus Völker

ist Sportredakteur der taz.

Abgeschöpfte Fettaugen

Es hat viele Kollegen von Hoeneß gewundert, dass ausgerechnet der zum Liga-Gewerkschafter mutiert, denn der Präsident des FC Bayern war ja in der Vergangenheit mitverantwortlich dafür, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich in der Liga weiter öffnete. All jene Klubs, die es an die Fleischtöpfe der Champions League geschafft haben, allen voran die Bayern, schöpfen die Fettaugen ab.

In der vergangenen Champions-League-Saison hat der FC Bayern über 40 Millionen Euro extra eingenommen, heuer werden es wohl noch ein paar Milliönchen mehr sein. Ähnliche Zahlen kann Borussia Dortmund in diesem Jahr vorweisen.

Bereits in der Europa League wird viermal weniger Geld verdient. Und wer nur auf nationalem Niveau bleibt und auch noch früh im DFB-Pokal scheitert, nagt am Hungertuch. Das Gefälle zwischen den Ausschüttungen in der Champions League (dieses Jahr sind es fast 1 Milliarde Euro) und jenen Klubs, die auch froh sind über 100.000 Euro vom regionalen Bauunternehmen, wird größer. Die Sorge von Hoeneß ist also berechtigt, doch entspringt sie nicht allein einem Gefühl karitativer Fürsorge.

Illusion von Fairness

Hoeneß hat ökonomische Bedenken. Einerseits hat er es wie kein Zweiter geschafft, den Umsatz eines Fußballklubs in die Höhe zu treiben, auf der anderen Seite weiß er natürlich, dass exorbitantes Wachstum einiger weniger Vereine zu einer krassen Verzerrung des Wettbewerbs führt. Und er weiß, dass im Sport zumindest die Illusion von Chancengleichheit und Fairness vorhanden sein sollte.

Hoeneß hat sich stets als äußerst flexibler Macher erwiesen. Erst war er gegen die Champions League und für eine Art europäische Superliga, dann war er für die Champions League und gegen eine Europaliga, deren Einführung bedeutet hätte, dass sich der FC Bayern vom Bundesliga-Spielbetrieb verabschiedet. Jetzt bekennt er sich wieder stark zur Bundesliga, weil der deutsche Markt boomt. Weil die Erlöse aus Fernsehgeldern weiter steigen. Weil die Bundesliga unverzichtbares Kerngeschäft für den FC Bayern ist.

Hochinteressant ist freilich, wie der Hoeneß’sche Solidarpakt umgesetzt werden soll. Alles deutet darauf hin, dass in der Diskussion um spanische Verhältnisse der Schwarze Peter an die Uefa weitergeschoben wird. Der Kontinentalverband müsse das Problem lösen, ist allerorten zu hören. In Nyon, der Uefa-Zentrale, saßen aber bisher nicht die großen Umverteiler.

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Redakteur
Seit 1998 mehr oder weniger fest bei der taz. Schreibt über alle Sportarten. Und auch über anderes.
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3 Kommentare

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  • N
    Njerion

    Pssst Leute, die TAZ weiß noch nichts von Hoeneß' Steuerangelegenheiten. Nicht aufwecken

  • D
    Dunbar

    Es dürfte wohl auch interessant werden, inwiefern die Hoeneßschen Schwarzkonten in der Schweiz zum finanziellen Erfolg des FC Bayern in den letzten Jahren beigetragen haben könnten.

     

    Immerhin soll es laut ersten Meldungen um mehrere hundert Millionen Euro gehen. Kann man soviel mit einer Wurstfabrik verdienen, dass man derartige Summen mal eben beiseite schaffen kann?

     

    Und ausgerechnet das Lebenswerk von Hoeneß, der FC Bayern, soll von diesen Geldern nicht profitiert haben? Schwer zu glauben, wenn sich die Gerüchte der ersten Meldungen bewahrheiten sollten.

  • DT
    ...der Teufel ist rot

    Vielleicht will er ja seinen doch-so-altruistischen Vorstoß mit seinem Schweizer-Konto-Geld finanzieren. Das macht bei der ermittelnden Staatsanwaltschaft bestimmt guten Eindruck. Willkommen in der Welt der Zumwinkels und Fußballbosse a la Blatter, Beckenbauer in Kitzbühl und jetzt wohl auch einen schweizer Hoeneß.

    Ich überlege mir gerade meinen Vegetarismus abzulegen, nur noch Ullis Würste zu grillen, und damit meinen FCK'lautern mit dem Hoeneßschen Nadeltropf in die Champions-Laegue zu katapultieren. Mir fällt gerade ein: da waren wir doch schon einmal; mit Schwarzgeld und folgendem Finanzschuldenberg. Bitte, bitte lieber Ulli, mit ganz viel Zucker oben drauf, lass' deine Kohle in der schwarzen Schwiiz und verschone mich und meine romantische Vorstellung vom alten Fritz und seinem FCK mit deinem pseudo-Wohlfahrts-Ullismus.

    2. Liga ist doch so schön. Heute gegen Paderborn. Auch die sollen das Recht haben, ein mal im Leben den Betzenberg zu erklimmen, aber hoffentlich heute nur mit dem Manschaftsbus.