Präsidentschaftswahl auf den Philippinen: Erdutschsieg für Diktatorensohn
Das Duo Ferdinand Marcos jr. und Sara Duterte-Carpio gewinnt die philippinische Präsidentschaftswahl deutlich. Doch es gibt Betrugsvorwürfe.
Dritter wurde Ex-Boxweltmeister Manny Pacquiao (6,9 Prozent). Die anderen sieben männlichen Kandidaten, darunter der linke Gewerkschafter Leody de Guzman, kamen auf 3,5 bis 0,1 Prozent der Stimmen. Eine Stichwahl gibt es nicht.
Zur Vizepräsidentin gewählt wurde Sara Duterte-Carpio, Tochter des scheidenden Präsidenten Rodrigo Duterte. Sie bekam noch mehr Stimmen als Marcos jr., der stärker vom Bündnis mit ihr profitierte als sie von ihm.
Ihr waren selbst große Chancen auf die Präsidentschaft eingeräumt worden, doch zur Überraschung auch ihres Vaters kandidierte sie nur für die Vizepräsidentschaft. Das ermöglicht es der 43-Jährigen, sich in sechs Jahren für das Präsidentenamt zu bewerben, wenn Marcos laut Verfassung nicht mehr antreten darf.
Ferdinand Marcos jr. war bisher farblos
Der jetzt gewählte 64-jährige Diktatorensohn hatte schon ab dem Alter von 23 Jahren viele politische Ämter inne, zuletzt war er Gouverneur seiner Heimatprovinz und Senator gewesen. Doch blieb er insgesamt farblos und ergriff keine politischen Initiativen. Vielmehr wurde er schon wegen Steuerhinterziehung verurteilt.
Auch jetzt hatte er neben einem Appell zur Einheit außer Allgemeinplätzen nichts zu bieten. Seine Hauptbotschaft war die nationalistisch romantische Verklärung der brutalen und kleptokratischen Herrschaft seiner Eltern. Doch kam dies bei Millionen an, die seiner geschichtsklitternden Social-Media-Kampagne gern folgten und sich ihrerseits von anderen politischen Führern vernachlässigt fühlten.
Robredo räumte am Dienstag ihre Niederlage ein und forderte von ihren Unterstützer*innen, „auf die Stimme des Volkes zu hören“. Sie wisse, dass viele über das Ergebnis bestürzt seien. Nach Berichten über etliche Unregelmäßigkeiten bis hin zu Vorwürfen des Wahlbetrugs erklärte Robredos Team später am Dienstag, sich zunächst mit Experten beraten zu wollen.
Auch gab es in ihrem Lager Appelle, sich bereits auf die Wahl in sechs Jahren vorzubereiten, wie dies Marcos getan hatte, der 2016 bei der Wahl zur Vizepräsidentschaft noch Robredo unterlag.Das philippinische Wahlsystem ist wegen vieler parallel stattfindender Abstimmungen kompliziert, fehler- und manipulationsanfällig. Zudem gibt es eine Tradition des Stimmenkaufs. Doch sind die Ergebnisse der Präsidentschaftswahl jetzt so eindeutig, dass auch Unregelmäßigkeiten am Ergebnis daran nichts ändern dürften.
In einigen Wahllokalen hatten die Wahlmaschinen nicht funktioniert und Wähler*innen teilweise die ganze Nacht vergeblich auf Ersatz oder Reparatur gewartet. Das offizielle Ergebnis wird erst in einigen Wochen verkündet und muss dann noch vom Parlament bestätigt werden.
Am Dienstag gab es in Manila bereits einen ersten Protest linker Gruppen mit mehreren Tausend Teilnehmenden gegen die Wahl. Die Menschenrechtsorganisation Karapatan, die zum Demonstrationszug zur Wahlkommission aufgerufen hatte, erklärte zu Marcos und Duterte-Carpio, sie „repräsentieren die schlimmste Form traditioneller Politik und Regierungsführung in der Geschichte unser Nation“.
Der Aktienindex gab nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses um 0,58 Prozent leicht nach. Investoren fürchten laut Bloomberg, dass Korruption und Vetternwirtschaft wieder zunehmen werden.
Beobachter glauben zudem, dass Marcos weitere Versuche einer präsidialen Kommission (PCGG), die das vom Marcos-Clan unrechtmäßig erworbenes Staatsvermögen zurückholen will, endgültig ausbremsen wird. Schätzungen zufolge konnte die Kommission bisher nur ein Drittel bis zur Hälfte des vom Marcos-Clan ergaunerten Vermögen zurückholen, dass aus auf 10 bis 15 Milliarden US-Dollar geschätzt wird.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers