Präsenzunterricht und Impfangebote: Bitte nicht zusammenrühren!
Die Schulen kehren endlich zum Regelunterricht zurück. Die Öffnungen sollte man dabei aber nicht mit der Impfung von Kindern verknüpfen.

2021/22 soll wieder allen Kindern und Jugendlichen einen normalen Schulalltag gewähren Foto: Political-Moments/imago
In weniger als zwei Wochen herrscht aus Sicht der Bildungsminister:innen wieder in ganz Deutschland eitel Sonnenschein. Denn dann kehrt mit Rheinland-Pfalz auch das letzte Bundesland zum Regelunterricht zurück. Selbst Berlins übervorsichtige Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD), die die Schulen eigentlich bis zu den Sommerferien im Wechselbetrieb halten wollte, hat ein Verwaltungsgericht zur Einsicht gezwungen.
Und die lautet – aus Sicht von Scheeres’ Amtskolleg:innen (und vermutlich auch von Scheeres selbst): Kinder und Jugendliche müssen jetzt wieder dauerhaft zurück an die Schulen. Vor allem die, die stark unter der teils monatelangen Isolation im Lockdown gelitten haben oder Probleme mit dem Lernen zu Hause hatten.
Es ist gut, dass die Schulen jetzt die Möglichkeit bekommen, sich ein genaueres Bild über die Wissenslücken und den psychosozialen Zustand der Schüler:innen zu verschaffen. Ebenso sinnvoll ist die angekündigte individuelle Förderung über Zusatzunterricht, bezahlte Nachhilfe oder Sommerschulen. Die Schulen werden sich ins Zeug legen müssen, damit die Familien, deren Kinder die Förderung am nötigsten haben, diese auch annehmen.
Weniger gut ist hingegen, dass die Bildungsminister:innen – ähnlich wie CDU-Gesundheitsminister Jens Spahn – schon von Impfangeboten für Schüler:innen sprechen, obwohl Wissenschaftler:innen und Ärzt:innen diese noch gar nicht empfehlen.
Wozu das führt, konnte man in Hessen und Niedersachsen beobachten. Beide Länder hatten angekündigt, Schüler:innen ab zwölf Jahren noch vor den Sommerferien zu impfen – und mussten ihre Pläne zurücknehmen, weil Impfdosen und vor allem der Segen der Ständigen Impfkommission (Stiko) fehlten. Seither bekunden beide Seiten öffentlich, wie irritiert sie voneinander sind.
Selbst wenn das Hin und Her impfwillige Jugendliche nicht gleich verunsichert: Es wäre fatal, wenn der Eindruck entstünde, die Politik übe hier Druck auf Wissenschaftler:innen aus, um ihr Ziel zu erreichen und im kommenden Schuljahr wieder allen Kindern und Jugendlichen einen normalen Schulalltag zu gewähren.
Präsenzunterricht und Impfangebote: Bitte nicht zusammenrühren!
Die Schulen kehren endlich zum Regelunterricht zurück. Die Öffnungen sollte man dabei aber nicht mit der Impfung von Kindern verknüpfen.
2021/22 soll wieder allen Kindern und Jugendlichen einen normalen Schulalltag gewähren Foto: Political-Moments/imago
In weniger als zwei Wochen herrscht aus Sicht der Bildungsminister:innen wieder in ganz Deutschland eitel Sonnenschein. Denn dann kehrt mit Rheinland-Pfalz auch das letzte Bundesland zum Regelunterricht zurück. Selbst Berlins übervorsichtige Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD), die die Schulen eigentlich bis zu den Sommerferien im Wechselbetrieb halten wollte, hat ein Verwaltungsgericht zur Einsicht gezwungen.
Und die lautet – aus Sicht von Scheeres’ Amtskolleg:innen (und vermutlich auch von Scheeres selbst): Kinder und Jugendliche müssen jetzt wieder dauerhaft zurück an die Schulen. Vor allem die, die stark unter der teils monatelangen Isolation im Lockdown gelitten haben oder Probleme mit dem Lernen zu Hause hatten.
Es ist gut, dass die Schulen jetzt die Möglichkeit bekommen, sich ein genaueres Bild über die Wissenslücken und den psychosozialen Zustand der Schüler:innen zu verschaffen. Ebenso sinnvoll ist die angekündigte individuelle Förderung über Zusatzunterricht, bezahlte Nachhilfe oder Sommerschulen. Die Schulen werden sich ins Zeug legen müssen, damit die Familien, deren Kinder die Förderung am nötigsten haben, diese auch annehmen.
Weniger gut ist hingegen, dass die Bildungsminister:innen – ähnlich wie CDU-Gesundheitsminister Jens Spahn – schon von Impfangeboten für Schüler:innen sprechen, obwohl Wissenschaftler:innen und Ärzt:innen diese noch gar nicht empfehlen.
Wozu das führt, konnte man in Hessen und Niedersachsen beobachten. Beide Länder hatten angekündigt, Schüler:innen ab zwölf Jahren noch vor den Sommerferien zu impfen – und mussten ihre Pläne zurücknehmen, weil Impfdosen und vor allem der Segen der Ständigen Impfkommission (Stiko) fehlten. Seither bekunden beide Seiten öffentlich, wie irritiert sie voneinander sind.
Selbst wenn das Hin und Her impfwillige Jugendliche nicht gleich verunsichert: Es wäre fatal, wenn der Eindruck entstünde, die Politik übe hier Druck auf Wissenschaftler:innen aus, um ihr Ziel zu erreichen und im kommenden Schuljahr wieder allen Kindern und Jugendlichen einen normalen Schulalltag zu gewähren.
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Schule und Corona
Kommentar von
Ralf Pauli
Redakteur Bildung/taz1
Seit 2013 für die taz tätig, derzeit als Bildungsredakteur sowie Redakteur im Ressort taz.eins. Andere Themen: Lateinamerika, Integration, Populismus.
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