Potsdamer Garnisonkirche: Wahrzeichen oder rechtes Symbol?
In zwei Wochen soll der Turm der Garnisonkirche in Potsdam eröffnet werden. Für Kritiker steht sie für Militarismus und Nationalismus.
Der Verwaltungsvorstand der Stiftung Garnisonkirche, Peter Leinemann, sprach am Dienstag von einem „Turm für die Menschen“. Irritierenderweise erwähnte Leinemann in diesem Zusammenhang auch die kürzlich eröffnete Neue Potsdamer Synagoge – freilich „ohne irgendeinen Vergleich ziehen zu wollen“, wie er beteuerte.
Tatsächlich könnte der Kontrast nicht größer sein. Die Anfang des 18. Jahrhunderts errichtete Garnisonkirche galt spätestens seit der Reichsgründung 1871 als Symbol für die enge Verbindung von protestantischer Kirche und aggressivem Militarismus, Autoritarismus und Nationalismus. 1933 bildete sie die Kulisse für einen Handschlag zwischen dem gerade neu gewählten Reichskanzler Adolf Hitler und Präsident Paul von Hindenburg. Im Zweiten Weltkrieg bei einem Luftangriff der Alliierten schwer beschädigt, ließ die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung die Ruinen der Kirche 1968 sprengen.
Die Initiative zum Wiederaufbau ging nach dem Mauerfall von dem Ex-Bundeswehroffizier Max Klaar aus, einem Rechtsradikalen. Nachdem der sich 2005 mit der evangelischen Landeskirche zerstritten hatte und seinen Verein aufgelöst hatte, übernahm die Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche das Anliegen. 2008 wurde eine Stiftung gegründet, die den Aufbau des Turms insbesondere mit Geld des Bundes und Unterstützung der langjährigen Kulturstaatsminsterin Monika Grütters (CDU) vorantrieb. Pläne, auch das Kirchenschiff wieder aufzubauen, sind inzwischen weitgehend aufgegeben.
Ausstellung in der Kirche soll beschwichtigen
Die Stiftung hinter der Garnisonkirche gibt sich nun große Mühe, Bedenken zu zerstreuen. Auf einer Website, die am Dienstag online ging, werden Tourist*innen gelockt, „das Wow-Wahrzeichen“ zu erleben. Es wird aber auch auf die Ausstellung verwiesen, die im Gebäude ebenfalls am 22. August eröffnen soll. Unter dem Titel „Glaube, Macht und Militär“ solle „für Gefährdungen von Demokratien“ sensibilisiert werden. Verwaltungsvorstand Leinemann betonte, dass die AfD zur Eröffnung nicht eingeladen sei. Man wolle sich kritisch mit der Geschichte auseinandersetzen. „Wo nichts ist, wird auch nicht gefragt“, so seine Begründung, warum dafür der Wiederaufbau nötig gewesen sei.
„Versöhnungsrhetorik“ nennt das der Architekt Philipp Oswalt, einer der bekanntesten Gegner des Wiederaufbaus, die sich unter anderem in einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen haben. „Natürlich“ werde man am 22. August gegen die Eröffnung demonstrieren. Er kritisiert den äußerlich originalgetreuen Wiederaufbau: „Es gibt kein Bemühen, die Symbolkraft des Gebäudes zu brechen“. Die aus seiner Sicht viel zu kleine Ausstellung auf einem unattraktiven mittleren Stockwerk des Turms ändere daran nichts, genauso wenig wie die Beteuerungen der Verantwortlichen, man stelle sich gegen Nazis. „Die Rechtsextremen kümmert nicht, was drinnen gepredigt wird“, so Oswalt.
Auch die Behauptung, wonach die Stiftung sich stets eindeutig gegenüber Max Klaar abgegrenzt habe, stellt der Architekt infrage. „Das Geld, das Klaar gesammelt hatte, ist über Umwege in den Bau des Turms geflossen.“ Die Stiftung selbst führe bis heute in ihrer Satzung geschichtsrevisionistische Behauptungen zu den Luftangriffen der Alliierten an. Dass Bundespräsident Steinmeier die Schirmherrschaft für den Wiederaufbau übernahm und zur Eröffnung sprechen wird, sei deshalb „indiskutabel“, so Oswalt.
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