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Post-Lockdown-Clubnacht im Gretchen99 problems, but Corona ain’t one

Zum Frauentag bot das Gretchen als erste Post-Lockdown-Clubnacht das „Jenseits von Nelken und Pralinen“-Festival mit Underground-Rapperinnen.

Unmöglich, nicht zu tanzen Foto: dpa

Es ist eine Mischung aus Freude und Aufregung, mit der ich die U-Bahn am Mehringdamm verlasse. Gleich ist es so weit, ich gehe wirklich wieder feiern. Wie lange war ich nicht mehr in einem Club und vor allem: Wie lange ist es her, dass ich auf einem Hiphop-Konzert war?

Nachdem mich die Security am Gretchen freundlich, aber gründlich abgetastet hat, drückt mir am Einlass eine grimmig blickende Frau einen Stempel mit der Aufschrift „Good Night“ auf meinen linken Handrücken. Ein guter Start, denke ich und hoffe, dass der Stempel sein Versprechen hält.

Meine Zweifel daran sind unbegründet. Schon an der Garderobe merke ich, wie mein Kopf automatisch im Takt des Beats nickt und sich beim Betreten des Veranstaltungsraums völlig der Musik der aus Jamaika stammenden Rapperin Caxxianne ergibt.

Der Sound, eine Mischung aus Dancehall und Grime Beats, der aus sechs SB15-Subwoofern drückt, bringt den Boden so zum Vibrieren, dass es fast unmöglich ist, nicht zu tanzen. Die Künstlerin hat die Crowd vollkommen im Griff, als sie die wie ein Catwalk aussehende Bühne entlangtanzt und High Fives verteilt.

Restlos ausverkauft

Da ich so viel tanzen nicht mehr gewohnt bin, freue ich mich auf die kurze Verschnaufpause, die mir mein Interview mit Katharina Wu verschafft. Sie ist eine der Organisatorinnen des „Jenseits von Nelken und Pralinen“-Festivals und erzählt mir, wie sehr sie sich darüber freut, endlich wieder Künstlerinnen vor Live-Publikum auftreten zu lassen, nachdem das Festival im letzten Jahr nur gestreamt werden konnte. Doch auch auf einen Stream wurde in diesem Jahr nicht verzichtet, denn die Anzahl der Be­su­che­r*inn­nen im Gretchen war auf 300 Personen limitiert.

Das Line-up des Festivals besteht fast ausschließlich aus Underground-Rapperinnen. Das sei auch beabsichtigt, so Katharina Wu: „Wir wollen zeigen, dass es jenseits der bekannten Rapperinnen auch noch viele andere gute weibliche Acts gibt. Das ist quasi ein Merkmal unseres Festivals.“ Das funktioniert offenbar: Die Veranstaltung ist restlos ausverkauft.

Ich gehe wieder hinein, um die Show der Hamburger Rapperin Älicce nicht zu verpassen. Ihr Konzert läuft so gut, dass die Künstlerin sogar zum ersten Mal ihren neuen Song „Dr. Evil“ live performt. Auch die folgenden Acts, AddeN, das Wiener Geschwister Rapduo EsRap und die Crew um Spoke mit Flinta* Rapgrößen wie Sorah, Alice Dee und Leila A, liefern Shows ab, als ob es nie einen Lockdown gegeben hätte.

Bei einer Abschlusszigarette komme ich mit zwei Besucherinnen ins Gespräch. Auch sie sind glücklich über den Abend, hätten es aber besser gefunden, wenn es eine reine Flinta*-Veranstaltung gewesen wäre. Eine männliche Person musste wegen übergriffigen Verhaltens des Clubs verwiesen werden. I got 99 problems but Corona ain’t one – zumindest für diesen Abend.

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