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PortraitDer Plastikmüllsammler

Bloß nicht über kreuz die Hände geben“, sagt Dirk Lindenau eilig in die Vorstellungsrunde. Ingenieur, Unternehmer und Schiffsbauer – und abergläubisch? Passt bestens, meint Lindenau: „Ich stamme schließlich aus Ostpreußen.“

Von dort floh Großvater Paul Lindenau, Gründer der Lindenau-Werft, am Ende des Zweiten Weltkriegs, mit Familie und allen Arbeitern in einem schwimmfähig gemachten Trockendock. Die Flucht endete in der Kieler Bucht, wo die Werft neu aufgebaut wurde. Nach dem Gründer übernahm dessen ältester Sohn die Geschäfte, dann kam Enkel Dirk – Jahrgang 1953 – an die Reihe. Über Jahrzehnte war die Lindenau-Werft ein prägendes Unternehmen für Kiel. Unter anderem entstanden hier so genannte Doppelhüllentanker, die besonders stabil sind.

In der Finanzkrise geriet die Werft trotz guter Auftragslage in die roten Zahlen und musste Insolvenz beantragen. Aufträge, auf die die Firma gehofft hatte, gingen verloren, statt Neubauten gab es nur noch Reparaturen. Zahlreiche Beschäftigte wurden entlassen, das Ende der Traditionswerft drohte. 2013 stieg ein Investor ein. Der Werftbetrieb läuft also weiter, wenn auch in einem überschaubareren Umfang.

Geschäftsführer Dirk Lindenau schied aber nach drei Jahrzehnten aus dem Familienbetrieb aus. Den Schiffen und dem Meer bleibt der Diplom-Ingenieur, der im Saarland Maschinenbau studiert hat, treu. Seit 2009 ist Lindenau Inhaber der Firma Lindenau Maritime Consultants sowie des Projektions- und Ingenieurbüros Dipl.-Ing. Dirk Lindenau Engineering & Projecting. Außerdem ist er im Bundesverband Meeresmüll als zweiter Vorsitzender aktiv.

Sein Hauptthema ist der Kampf gegen Plastikschrott in den Ozeanen. Für einen Verbund aus zehn deutschen Firmen, die technische Lösungen gegen die Vermüllung entwickeln, ist Dirk Lindenau Koordinator und Sprecher. In dieser Rolle stellte er am Dienstag in Kiel ein System vor, um Plastik auf See zu sammeln und zu verarbeiten. Deutschland als reiches und technisch gut gerüstetes Land sei in der Pflicht, etwas zu unternehmen, mahnte Lindenau: „Der erhobene Zeigefinger reicht nicht.“ EST

Wirtschaft + Umwelt SEITE 9

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