Portrait: Die grüne Widersprecherin
Selbst für die Grüne Jugend ist sie noch recht jung. Emma Hansen, gerade 15, wurde vor wenigen Tagen als Sprecherin der Grünen-Jugendorganisation in Hamburg bestätigt. Im April war sie erstmals in das Amt gewählt worden. Für den Frauenplatz gab es zunächst keine Bewerberin, da ließ sich die Gymnasiastin nicht lange bitten und kandidierte für das Amt.
Der Anfang einer hoffnungsvollen Politikerinnenkarriere? Hansen schließt zumindest „nicht aus, mal in die Politik zu gehen“, so richtig als Berufspolitikerin. Zunächst aber spricht sie von Inhalten. Wie fast alle Jugendlichen, die anfangen sich politisch zu engagieren, geht es ihr vor allem darum „etwas zu verändern“. Was sie verändern will? „Hamburg“ und im Zweifelsfall auch die Grünen, denen sie „aufgrund inhaltlicher Differenzen“ bislang ganz bewusst nicht beigetreten ist.
Hamburgs Olympia-Bewerbung und den mit den rot-grünen Senats-Stimmen im Bundesrat verabschiedeten „Asylkompromiss“ bekämpft sie, den Koalitionsvertrag sieht sie kritisch. „Die Grünen haben viele Positionen aufgegeben“, klagt sie und hat es damit nicht leicht in der Mutterpartei.
Die sei „nicht begeistert, dass wir als Grüne Jugend öffentlich dazu aufrufen, gegen die Olympia-Bewerbung zu stimmen“, sagt Hansen. Sie selber prognostiziert nicht nur „hohe finanzielle Belastungen“, die auf Hamburg zukommen, sondern auch, dass „große Teile der Stadt in Hochsicherheitszonen verwandelt werden und die Gentrifizierung weiter vorangetrieben wird“.
Doch mit den Grünen, die da mehrheitlich anders denken, muss sie sich arrangieren. Und die Grünen wohl auch mit ihr. Dass in einer Partei mitunter alles „sehr bürokratisch abläuft“, das hat sie inzwischen immerhin akzeptiert, „sonst wäre ich ja wohl nicht mehr dabei“.
Doch vor der kleinen oder großen Parteikarriere steht erst einmal das Büffeln fürs Abitur. Hansen besucht die Oberstufe des Eimsbütteler Helene-Lange-Gymnasiums, stammt aber aus Altona und lebt dort wechselweise bei ihren getrennten Eltern. Mit ihrem Interesse für Innenpolitik liegt sie angesichts der derzeitigen Top-Themen „Flüchtlinge“ und „Olympia“ genau richtig. Marco Carini
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