Portrait: Der Nachrücker
Seit fast 30 Jahren ist Niedersachsens Oppositionsführer Björn Thümler Mitglied der CDU. Und es ist gut möglich, dass er zum Jubiläum im kommenden Jahr statt einer Anstecknadel eine andere Form der Anerkennung bekommt: Er könnte Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2018 werden. Thümler ist bisher der einzige Christdemokrat, der öffentlich Interesse bekundet hat, Ministerpräsident Stephan Weil von der SPD herauszufordern. Einer hat schon abgewunken: Ex-Ministerpräsident David McAllister hat keine Lust auf diese nicht ganz einfache Aufgabe und arbeitet lieber an seiner Karriere in Brüssel als EU-Parlamentarier.
Der 44-Jährige Thümler ist seit Juli 2010 Chef der CDU-Fraktion und wurde nach der verlorenen Landtagswahl 2013 im Amt bestätigt - mit 100 Prozent Zustimmung. Seitdem fällt er mit Aussagen auf, die ihm Applaus seitens der konservativen Stammwählerschaft bringen dürften: Er ätzt gegen jede Schulpolitik, die nicht die Gymnasien fördert, würde jederzeit wieder Atommüll nach Gorleben bringen und hält schnelle Abschiebungen für eine adäquate Antwort auf Pegida.
Protest auf der Straße ist nicht die Sache von Thümler - auch nicht gegen die Dresdner Bewegung und ihre Ableger. „Ich gehe grundsätzlich nicht auf Demonstrationen“, erklärte er Anfang des Jahres. Das war vermutlich auch früher nicht anders: Thümler war 15 Jahre alt, als er Mitglied der CDU und der Jungen Union wurde. Er machte Abitur in Brake, leistete seinen Wehrdienst und studierte, Geschichte und Politik.
Hier beginnt eine Bilderbuch-Karriere: Er wird erst Mitarbeiter von Bundestagabgeordneten. 2003 zieht er in den Landtag ein, fünf Jahre später wird er Fraktionsvize, mit McAllisters Unterstützung dann Parlamentarischer Geschäftsführer. Als dessen Job als Fraktionschef frei wird, übernimmt - Thümler. Nun könnte Thümler erneut für McAllister nachrücken: als Spitzenkandidat. Die Entscheidung fällt im Herbst 2016. DKU
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