Porträtfilm über Regisseur Robert Altman: Der immer überrascht
Er war so unverwüstlich wie unberechenbar: Dem Regisseur von „Short Cuts“, „M*A*S*H“ und „Nashville“ huldigt Ron Mann mit „Altman“.
Über Robert Altmans „McCabe & Mrs. Miller“ von 1971 schreibt die berühmte Filmkritikerin Pauline Kael, er sei ein „wunderschönes Hirngespinst“, „anders als andere Western, anders als andere Filme“ und auch dies: „Es wird immer gefragt, warum es im amerikanischen Film keine Bergmans oder Fellinis gibt. Hier ist ein amerikanischer Künstler, der einen wunderbaren Film geschaffen hat.“
Robert Altman hat vor „McCabe & Mrs. Miller“ nie einen ähnlichen Film gedreht, und auch danach gab es kein Anknüpfen. Und das ist typisch für diesen Regisseur. Altmanesque, wie der Neologismus heißt, der Ron Mann die Struktur seiner Dokumentation „Altman“ gibt, die von Robert Altmans Leben und von seinen Filmen erzählt, dazu von der amerikanischen Gesellschaft und wie das alles miteinander zusammenhängt.
Manns Film beginnt an einem Strand, wo zwei Männer an einer Sandburg bauen. Darüber singt eine Jazz-Stimme „Let’s begin again“ und dann dieses Wort, altmanesque, das sogleich in seiner Bedeutung bestimmt wird: „1. Naturalismus, Sozialkritik, Genre-Zerstörung“, „2. hält sich nicht an herrschende Normen“ und „3. unverwüstlich“.
Ron Mann reicht das jedoch nicht aus, denn im Laufe von „Altman“ treten immer wieder Personen auf, Robin Williams, Bruce Willis oder Julianne Moore unter ihnen, die ihre persönliche Definition des Begriffes aufsagen, was kurz darauf zum Einspieler des passenden Altman-Films führt („Popeye“ von 1980, „The Player“ von 1992, „Short Cuts“ von 1993).
Fast drei Dutzend Spielfilme
Mann bewegt sich auf diese Weise chronologisch durch ein Werk, dessen Formierung schon in den späten 40er-Jahren einsetzt (mit Schulfilmen wie „How to Run a Filling Station“), sich über TV-Serien und den ersten Spielfilm „Countdown: Start zum Mond“ (1968) bewegt und 1970 in „M*A*S*H“ mündet. Von hier setzt Altman eigentlich erst an, 45-jährig. Bald drei Dutzend Spielfilme entstehen bis zu seinem Tod 2006.
„Altman“. Regie: Ron Mann. Porträtfilm, Kanada 2014, 95 Min.
„Altman“ gibt sich große Mühe, möglichst alle Produktionen zu berücksichtigen, auch wenn spätere Werke wie „Prêt-à-Porter“ (1994) oder „The Company“ (2003) mit ein paar unkommentierten Ausschnitten auskommen müssen. Es sind eben nicht die großen Altman-Filme, ein Tanzfilm wie „The Company“ mit James Franco ist ziemlich weit weg von „Nashville“ (1975).
Altman selbst sagt in einem Interview: „Gelegentlich überschneidet sich meine Arbeit mit dem allgemeinen Publikumsgeschmack und hat großen Erfolg. Dann bin ich wieder weg vom Fenster bis zum nächsten Mal. Dann überschneidet es sich wieder. Aber ich gehe immer geradeaus.“
Was Robert Altman alles unter „geradeaus“ zusammenfasst, davon zeugen auch zwei unveröffentlichte Kurzfilme aus den 70ern, „The Party“ und „Pot au feu“, fast surreale Arbeiten, die „Altman“ sehenswert machen, genauso wie die zahlreichen Privataufnahmen, Anekdoten und Home-Videos, die die Witwe Kathryn Reed freigiebig mit dem Publikum teilt.
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