Polizeiwerbekampagne in Neuseeland: Verhaftung mit Musik
Mit lockerem Hüftschwung und gut gemeintem Humor versucht die Polizei ihr Image zu verbessern. Doch ihr eigentlicher Auftrag ist weniger spaßig.
Die Polizei zeichnet sich in ihrem Wesen nicht nur durch staatlich subventionierte Gewaltanwendung aus, sondern zeigt auch mal ihre schöngeistige Seele: Die neuseeländische Polizei wirbt mit einem Video für mehr Zutrauen der Bevölkerung. Hier verteilen ihre Angestellten keine Knöllchen oder schwingen Knüppel, sondern sie schwingen locker die Hüfte zu gechillter Clubmusik und beatboxen beschwingt im Fahrstuhl. Unter dem Hashtag #Elevatorcops ist eine eigene Videoauskopplung der Aufzugmusik zu finden.
Die sogenannten Sicherheitskräfte werben mit einer breit angelegten Social-Media-Kampagne auf Youtube und Facebook um das Zutrauen der Bevölkerung – und haben Erfolg: Ihr Tanzvideo wurde innerhalb kürzester Zeit zum Internethit.
Es ginge ihnen darum, zu zeigen, dass sie mehr seien als ihre Uniformen, dass Zusammenarbeit mit ihnen Spaß machen könne und sie auch eine menschliche Seite hätten, erklärt eine Polizistin in dem Kampagnen-Video. Doch warum hat die Polizei es überhaupt nötig, so um die Bevölkerung zu werben? Liegt es vielleicht daran, dass sich seit einiger Zeit Jugendliche als Gruselclowns verkleiden und ihre Mitmenschen überfallen – ein Trend, der aus den USA nach Australien und Neuseeland übergeschwappt ist? Man stelle sich nur vor: Trifft ein Gruselclown auf eine tanzende Polizistin, beide in eher ungewöhnlicher Rolle, große Verwirrung, und am Ende gehen beide friedlich und glücklich ihrer Wege.
Es wäre schön, wenn die Welt so einfach wäre. Aber so kreativ die Werbekampagne der Polizei konzipiert ist und dabei sogar auf Diversity-Grundsätze Wert legt, wird sie die eigentliche Pflicht der Polizei, die Durchsetzung des staatlichen Gewaltmonopols, dadurch nicht ändern. Ob ein Polizist beim Knüppelschwingen nett lächelt und mit der Hüfte wackelt oder nicht: Das Ergebnis bleibt schmerzhaft.
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