Polizeireform in den USA: Keine Würgegriffe mehr
Das US-Repräsentantenhaus hat ein Gesetz auf den Weg gebracht, das sich gegen rassistische Polizeigewalt richtet. Nun geht das Maßnahmenpaket in den Senat.
Das Gesetz werde die „Jahrhunderte des systematischen Rassismus und der exzessiven Polizeieinsätze nicht wegwischen“, sagte die Mehrheitsführerin der Demokraten im Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi. Es sei aber ein „enormer Schritt“ hin zu einem Ende der Gewalt und einer Verbesserung der Beziehung zwischen den Sicherheitskräften und den Gemeinden, denen sie dienen. Für das Gesetz stimmte lediglich ein Abgeordneter der Republikaner.
Zu den Maßnahmen gehören neben dem Verbot von Würgegriffen auch Regeln gegen sogenanntes Racial Profiling. Der Begriff beschreibt Fälle, bei denen Beamte Menschen allein aufgrund von Herkunft und äußeren Merkmalen kontrollieren. Zu den umstrittensten Passagen gehört die geplante Einschränkung der Immunität von Polizeibeamten.
Im vergangenen Jahr war der George Floyd Justice in Policing Act bereits einmal durch das Repräsentantenhaus gegangen, dann aber im von den Republikanern kontrollierten Senat gestoppt worden. Aktuell verfügen dort beide Parteien über 50 Sitze, bei einem Patt gibt die Stimme der demokratischen Vize-Präsidentin Kamala Harris den Ausschlag.
Abstimmung über Polizisten verschoben
Floyd war Ende Mai vergangenen Jahres bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis gestorben. Ein weißer Polizist hatte Floyd mehr als acht Minuten lang sein Knie in den Nacken gedrückt, obwohl der 46-jährige Familienvater mehr als 20 Mal klagte, er bekomme keine Luft.
Weitere Fälle von tödlicher Polizeigewalt gegen Schwarze hatten in den USA über Monate hinweg Anti-Rassismus-Demonstrationen entfacht. Am kommenden Montag soll der Prozess gegen den Polizisten beginnen, dem „Mord zweiten Grades“ vorgeworfen wird. Das entspricht in etwa einem Todschlag in besonders schwerem Fall und kann mit bis zu 40 Jahren Gefängnis bestraft werden.
Die Abstimmung hätte ursprünglich am Donnerstag stattfinden sollen, war aber wegen mutmaßlicher Angriffspläne auf das Kapitol vorgezogen worden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!