Polizeigewalt in Berlin-Kreuzberg: Neue Vorwürfe gegen Beamte
Nach dem viel kritisierten Polizeieinsatz am „Kotti“ sollen zwei Jugendliche von Beamten brutal und entwürdigend behandelt worden sein.
![](https://taz.de/picture/2998578/14/polzeigewalt-kotti.jpeg)
Die Jugendlichen sagten der Zeitung, sie hätten sich im Polizeigewahrsam zweimal vor Beamten nackt ausziehen müssen. Ein Beamter soll gesagt haben: „In den USA hätten sie dir den Knüppel schon in den A … geschoben. Du hast Glück, dass der schwule Kollege nicht da ist.“ Sie hätten zudem weder einen Anwalt noch ihre Familien kontaktieren dürfen.
Am vorvergangenen Donnerstag war die Verhaftung eines mutmaßlichen Fahrraddiebes in Kreuzberg völlig eskaliert. Nach Darstellung der Polizei war der Mann nach einer eigentlich beendeten Personenkontrolle aggressiv auf die Beamten losgegangen. Auf Videos von Augenzeugen, die einen Tag später auf Twitter viral gingen, ist zu sehen, dass zwei Beamte schwer mit dem Mann zu kämpfen haben und dabei von Umstehenden mit Gegenständen, laut Polizei Flaschen und Blumentöpfe, beworfen werden. Im Ton ist zu hören, wie Passanten die Polizisten unter anderem als „Hurensöhne“ beschimpfen und die Gewaltanwendung gegen den Mann kritisieren.
Dazu kommende Beamte halten die Passanten mit Pfefferspray auf Abstand, am Ende bringen vier Beamte den Mann am Boden unter Kontrolle. Schließlich sieht man, wie ein dazu kommender Polizist den fixierten Verdächtigen zwei Mal feste tritt. Gegen diesen Beamten wurde einen Tag später ein Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung im Amt eingeleitet.
Empfohlener externer Inhalt
Debatte auf Twitter über Polizeigewalt
Die Videos hatten bei Twitter-Nutzern eine lebhafte Debatte über Polizeigewalt ausgelöst. Weil der Verdächtige Afrikaner ist, steht für manche zudem der Verdacht des Rassismus im Raum. Die Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt (KOP) hat per Twitter Augenzeugen aufgerufen sich zu melden. KOP-Mitbegründer Biblap Basu hat zudem aufgrund der Videos gegen mehrere am Einsatz beteiligte Beamte Strafanzeige gestellt, wie er der taz sagte. Dies mache er regelmäßig, wenn er von solchen Fällen höre, auch wenn dies in der Regel keinen Erfolg habe.
Die Polizei nahm zu den neuen Vorwürfen der Jugendlichen bislang keine Stellung. Eine entsprechende Anfrage der taz von Donnerstag wurde bis Redaktionsschluss am Freitag nicht beantwortet. Zum Verbleib des verhafteten jungen Mannes erklärte ein Sprecher, dieser sei nach seiner Festnahme zunächst dem zuständigen Fachkommissariat Fahrraddiebstahl vorgeführt und am nächsten Tag entlassen worden. Es gebe gegen ihn nun ein Ermittlungsverfahren. Bei dem Einsatz seien drei Beamte verletzt worden und hätten im Krankenhaus ambulant behandelt werden müssen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten