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Polizeigewalt in Berlin-KreuzbergNeue Vorwürfe gegen Beamte

Nach dem viel kritisierten Polizeieinsatz am „Kotti“ sollen zwei Jugendliche von Beamten brutal und entwürdigend behandelt worden sein.

Mehrere Videos zeigen den Polizeieinsatz am „Kotti“ und lösten eine Debatte aus Screenshot: Twitter/matthimon

Berlin taz | Bei dem umstrittenen Polizeieinsatz am Kottbusser Tor vor gut einer Woche sind offenbar auch unbeteiligte Jugendliche von Beamten auf höchst fragwürdige Weise behandelt worden. Laut einem Bericht der B.Z. wurden ein 16- und ein 17-Jähriger über neun Stunden von der Polizei festgehalten, obwohl einer der angegriffenen Beamten die beiden als Unbeteiligte entlastet haben soll. Bei einem der Jugendlichen habe ein Arzt später einen gebrochenen Kiefer festgestellt, der ihm bei seiner Festnahme zugefügt worden sein soll.

Die Jugendlichen sagten der Zeitung, sie hätten sich im Polizeigewahrsam zweimal vor Beamten nackt ausziehen müssen. Ein Beamter soll gesagt haben: „In den USA hätten sie dir den Knüppel schon in den A … geschoben. Du hast Glück, dass der schwule Kollege nicht da ist.“ Sie hätten zudem weder einen Anwalt noch ihre Familien kontaktieren dürfen.

Am vorvergangenen Donnerstag war die Verhaftung eines mutmaßlichen Fahrraddiebes in Kreuzberg völlig eskaliert. Nach Darstellung der Polizei war der Mann nach einer eigentlich beendeten Personenkontrolle aggressiv auf die Beamten losgegangen. Auf Videos von Augenzeugen, die einen Tag später auf Twitter viral gingen, ist zu sehen, dass zwei Beamte schwer mit dem Mann zu kämpfen haben und dabei von Umstehenden mit Gegenständen, laut Polizei Flaschen und Blumentöpfe, beworfen werden. Im Ton ist zu hören, wie Passanten die Polizisten unter anderem als „Hurensöhne“ beschimpfen und die Gewaltanwendung gegen den Mann kritisieren.

Dazu kommende Beamte halten die Passanten mit Pfefferspray auf Abstand, am Ende bringen vier Beamte den Mann am Boden unter Kontrolle. Schließlich sieht man, wie ein dazu kommender Polizist den fixierten Verdächtigen zwei Mal feste tritt. Gegen diesen Beamten wurde einen Tag später ein Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung im Amt eingeleitet.

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Debatte auf Twitter über Polizeigewalt

Die Videos hatten bei Twitter-Nutzern eine lebhafte Debatte über Polizeigewalt ausgelöst. Weil der Verdächtige Afrikaner ist, steht für manche zudem der Verdacht des Rassismus im Raum. Die Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt (KOP) hat per Twitter Augenzeugen aufgerufen sich zu melden. KOP-Mitbegründer Biblap Basu hat zudem aufgrund der Videos gegen mehrere am Einsatz beteiligte Beamte Strafanzeige gestellt, wie er der taz sagte. Dies mache er regelmäßig, wenn er von solchen Fällen höre, auch wenn dies in der Regel keinen Erfolg habe.

Die Polizei nahm zu den neuen Vorwürfen der Jugendlichen bislang keine Stellung. Eine entsprechende Anfrage der taz von Donnerstag wurde bis Redaktionsschluss am Freitag nicht beantwortet. Zum Verbleib des verhafteten jungen Mannes erklärte ein Sprecher, dieser sei nach seiner Festnahme zunächst dem zuständigen Fachkommissariat Fahrraddiebstahl vorgeführt und am nächsten Tag entlassen worden. Es gebe gegen ihn nun ein Ermittlungsverfahren. Bei dem Einsatz seien drei Beamte verletzt worden und hätten im Krankenhaus ambulant behandelt werden müssen.

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2 Kommentare

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  • 2G
    2830 (Profil gelöscht)

    Polizei-Bashing ist nicht zielführend außer um Menschen, die auf den Rechtsstaat spucken, zu bedauernswerten Figuren zu stilisieren mit denen es sich zu solidarisieren gilt gemäß ACAB-Dogma. Sicher gibt es unter Politzisten jede Menge frustrierte, die sich selbstgerecht aufspielen und Grenzen überschreiten, nur gilt das auch für diejenigen, die jedes Maß an Sittlichkeit und Integrität verloren haben. Jeder, der meint, er stünde über dem Gesetz, verstößt gegen Regeln des friedlichen Zusammenlebens, will Krieg. Die Brutalität und Selbstverständlichkeit mit denen die Autorität der Exekutive missachtet wird grenzt an ein Fatal, das zu solchen Auswüchsen führt. Täter-Opfer-Szenarien vermischen sich und sind für Ausstehende kaum zu begreifen. Insofern möchte ich keiner Seite den Rücken stärken.

  • "KOP-Mitbegründer Biblap Basu hat zudem aufgrund der Videos gegen mehrere am Einsatz beteiligte Beamte Strafanzeige gestellt, wie er der taz sagte. Dies mache er regelmäßig, wenn er von solchen Fällen höre, auch wenn dies in der Regel keinen Erfolg habe."



    So ist richtig. Nicht beteiligt, nichts gesehen, aber Anzeigen schreiben. Frei nach dem Motto: Irgendwas wird schon hängen bleiben.