Polizeiaktion im Hambacher Forst: „Zur Gefahrenabwehr“
Die Polizei hat im Hambacher Forst eine Palette Desinfektionsmittel beschlagnahmt. Den verbleibenden Plastikmüll ließen die Beamten zurück.
Die Pressestelle der Aachener Polizei erklärt, man sei nicht tatbeteiligt, das sei Sache der Gemeinde Kerpen. Die Rhein-Erft-Polizeibehörde verweist auf die Stadtverwaltung Kerpen. Deren Sprecher erklärt: Desinfektionsmittel – wie das waldmäßig aufgefundene – seien eine brennbare Flüssigkeit mit 75 Prozent Alkohol, folglich sei die Polizei eingeschritten und habe das Zeug „zur Gefahrenabwehr sichergestellt“ – und der Stadt Kerpen übergeben.
Auf den Hinweis, das Mittel diene doch gerade der Gefahrenabwehr, wegen Corona eben, geht er nicht ein. Stattdessen sagt er, man habe das Material ohne nachweislichen Eigentümer „ins Gelände der Sicherheitsdienste von RWE nach Sindorf“ verbracht, „um es dort sicher zu lagern“. Der Eigentümer könne sich mit Nachweis melden und sich die Flaschen abholen.
Übrigens, sagt er noch, natürlich seien es Beamte der leugnenden Kreispolizeibehörde Aachen gewesen. Und die, erzählen Besetzer, hätten auch nur die Flaschen selbst mitgenommen – und den verbleibenden Berg Plastikmüll im Wald entsorgt. Dort, wo sie regelmäßig Razzien machen, um waldfremde Gegenstände zu konfiszieren. Beim nächsten Mal die eigenen.
Bei der Spenderfirma handelt es sich um die Edelschnapsbrennerei ReGINerate aus Krefeld. Die hatten im Frühjahr auf Desinfektionsmittelproduktion umgestellt – und jetzt noch 12 Tonnen übrig. „Die haben wir an Tafeln und andere verschenkt und eine Fuhre eben auch nach Hambach gebracht“, sagt der Inhaber. „Das ist ja völlig verrückt. Dann müssen wir jetzt zu RWE das wieder abholen?!“
Ausgerechnet bei RWE, deren Waldvernichtung die Besetzung erst ausgelöst hatte. Heißt es nicht immer, die Polizei sei der Erfüllungsgehilfe der Braunkohlevernichter? Jetzt ist es eben mal umgekehrt: RWE hilft der öffentlichen Hand. So waschen sie einander, hoffentlich ausreichend desinfiziert.
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