Politische Krise in Kirgistan: Ex-Präsident muss in U-Haft bleiben
Beim zweiten Versuch gelang die Festnahme: Nun sitzt der ehemalige Staatschef Kirgistans, Almasbek Atambajewin, im Gefängnis.
Nach den Krawallen der Vortage angesichts seiner Festnahme war es am Freitag in der Hauptstadt Bischkek ruhig. Einkaufszentren und kleine Geschäfte öffneten wieder, nachdem sie am Donnerstag aus Angst vor möglichen Plünderungen geschlossen hatten.
Atambajew war von 2011 bis 2017 Präsident. Gegen ihn sind mehrere Anschuldigungen erhoben worden, darunter Korruption. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Ex-Präsidenten mehrere Straftaten vor, darunter den illegalen Kauf von Grundstücken. Atambajew weist die Vorwürfe zurück. Seine Anhänger kritisieren das Vorgehen gegen den Ex-Präsidenten als politisch motiviert. Er selbst hat die Vorwürfe zurückgewiesen und als „absurden“ Versuch von Präsident Sooronbaj Dscheenbekow bezeichnet, eine kritische Stimme zum Schweigen zu bringen.
Atambajew war am Donnerstag festgenommen worden. Bei den Krawallen kam ein Polizist ums Leben und mehr als 100 Menschen wurden verletzt. Die Polizei löste am Donnerstagabend eine Ansammlung vom mehr als 1000 Unterstützern Atambajews in Bischkek auf, die versuchten, in das Parlamentsgebäude einzudringen. Etwa 40 Personen wurden festgenommen.
Das verarmte Hochgebirgsland Kirgistan galt lange als Insel der Demokratie inmitten autoritärer Staaten in Zentralasien. Kirgistan hatte bereits mehrere Revolutionen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erlebt. Scheenbekow hatte Atambajew im Oktober 2017 abgelöst. Es war der erste Machtwechsel, der nach Umstürzen in den Jahren zuvor friedlich ablief.
Russische Politiker äußerten sich besorgt über die Entwicklung. Auch Präsident Wladimir Putin, der als Vertrauter von Atambajew gilt, lasse sich über die Lage fortwährend informieren, teilte der Kreml mit. Russland sieht Kirgistan als seinen Einflussbereich an.
Das russische Außenministerium stellte aber klar, Moskau betrachte die Ereignisse in Kirgistan als eine innere Angelegenheit des Landes. Der Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes SWR, Sergej Naryschkin, gab der Agentur Tass zufolge aber zu bedenken: Dieser Konflikt sei gefährlich für die Menschen in Kirgistan.
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