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Politische Häftlinge in DDR-GefängnissenIkea zahlt in Härtefallfonds für SED-Opfer

Der Möbelhändler Ikea will Geld für SED-Opfer bereitstellen, die Zwangsarbeit leisten mussten. Das Unternehmen will den Härtefallfonds unterstützen.

Ikea produzierte nicht nur bei VEB Polstermöbel in Rabenau (Foto 1980), sondern auch in DDR-Knästen Foto: Ulrich Hässler/zentralbild/dpa

Berlin taz | Der schwedische Möbelhändler Ikea will sechs Millionen Euro für Opfer der SED-Diktatur bereitstellen. Dabei geht es insbesondere um politische Häftlinge, die in den DDR-Gefängnissen Zwangsarbeit leisten mussten. Am Dienstag hat Ikea Deutschland der SED-Opferbeauftragten beim Deutschen Bundestag, Evelyn Zupke (SPD), deshalb eine Absichtserklärung übergeben, den geplanten bundesweiten Härtefallfonds finanziell zu unterstützen.

Die ganze Sache ins Rollen gebracht hatten vor allem der Verein „Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft“ (UOKG) mit Sitz in Berlin und die SED-Opferbeauftragte. Dieses Amt war 2021 von der Ampel-Koalition eingerichtet worden und wird seither von der früheren DDR-Oppositionellen Evelyn Zupke bekleidet. Der UOKG-Bundesvorsitzende Dieter Dombrowski begrüßte die Vereinbarung: „Gemeinsam sind wir den Weg der Aufklärung gegangen. Ikea ist den Betroffenen auf Augenhöhe begegnet. Die heutige Entscheidung ist wegweisend.“

Vor mehr als zehn Jahren war bekannt geworden, dass Ikea wirtschaftlich massiv von Zwangsarbeit in DDR-Gefängnissen profitiert hatte. Politische Häftlinge in der DDR waren bei der Produktion von späteren Ikea-Artikeln beteiligt gewesen. Daraufhin hatte der Konzern 2012 eine unabhängige Untersuchung eingeleitet und eine umfassende Studie zum Thema Zwangsarbeit finanziert.

Aldi Süd und Aldi Nord zeigen sich deutlich weniger offen

Im Gegensatz etwa zu Aldi Süd und Nord, die laut einer Studie der Humboldt-Universität Berlin ebenso an Zwangsarbeit in DDR-Gefängnissen beteiligt waren, hatte sich Ikea nie der Aufklärung, Aufarbeitung und dem Dialog mit Betroffenen versperrt. Das lobt Dombrowski: „Nach dem Bekanntwerden der Beteiligung des Unternehmens an Haftzwangsarbeit hat Ikea unsere Einladung, ins Gespräch zu kommen, angenommen.“ Die UOKG wünsche sich, dass weitere Firmen dem Vorbild von Ikea folgten.

Peter Keup, wissenschaftlicher Mitarbeiter der UOKG und verantwortlich für den Kontakt zu den beiden Aldi-Konzernen, hofft vor dem Hintergrund des Beispiels Ikea auf ein Umdenken der Aldi-Geschäftsleitungen. Ikea sei „ein positives Beispiel des Umgangs mit der eigenen Firmengeschichte. Diese Offenheit und Empathie wünschen wir uns auch von Aldi.“

Natürlich könne kein Unternehmen das, was die Opfer in DDR-Gefängnissen erleben mussten, ungeschehen machen, so Zupke. „Wir können ihnen aber heute mit Respekt begegnen und sie insbesondere in Notlagen unterstützen.“ Dafür ist der bundesweite Härtefallfonds gedacht: Er soll Opfer der SED-Diktatur bei wirtschaftlichen Notlagen unbürokratisch unterstützen. Über seine Einrichtung wird der Deutsche Bundestag auf Grundlage eines Gesetzentwurfs der Bundesregierung in den kommenden Wochen entscheiden.

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