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Politik und KampfsportKadyrows Kämpfer

MMA-Profi Khamzat Chimaev ist ein Gefolgsmann des Diktators und ein Superstar in der Szene. In die USA darf er nicht einreisen, nun kämpft er in Abu Dhabi.

Triumphator für den Diktator: Khamzat Chimaev 2022 bei seinem letzten Auftritt in den USA Foto: Imagn Images/imago

Berlin taz | Es dauerte nicht allzu lange, bis Khamzat Chimaev am Samstagabend seinen Gegner zur Aufgabe zwang. Vier Minuten lang dominierte er ihn nach allen Regeln der Kunst. Spielend leicht rang er den Australier Robert Whittaker zu Boden, ließ Schläge auf ihn herunterfallen, brach ihm mit einem Würgegriff den Kiefer und zwang ihn zum Abklopfen. Die Kommentatoren springen auf, das Publikum in Abu Dhabis Etihad Arena jubelt. Die Naturgewalt im achteckigen Käfig reißt die Arme in die Luft, ein Kampf um den Titel ist nun in greifbarer Nähe.

Mit seinem süffisanten Lächeln, dem voluminösen Vollbart und schwarzen Haar erinnert er an ein Raubtier. Sein Kampfname „Borz“ passt da nur zu gut – es ist das tschetschenische Wort für Wolf. Chimaev ist nicht nur einer der momentan größten Kampfsportstars, sondern auch enger Freund des tschetschenischen Diktators Ramsan Kadyrow. Die UFC, die weltweit größte MMA-Organisation, bietet Chimaev eine Bühne, von der auch Putins Bluthund Kadyrow profitiert.

Dass inzwischen oft in den Vereinigten Arabischen Emiraten gekämpft wird, ist kein Zufall. Die Neuausrichtung der Emirate als internationale Sportplayer inkludiert auch den Kampfsport. Als die Coronapandemie 2020 aus Sicherheitsgründen auch Sportveranstaltungen einschränkte, organisierten die Emirate in Verbindung mit der UFC „Fight Island.“

Die Yas-Insel wurde kurzerhand zur Mixed-Martial-Arts-Me­tropole und richtete in einer Hygienebubble die Kämpfe aus. Seitdem hat die UFC gute Verbindungen zum Emirat und richtet dort prominente Events aus, so wie nun den Kampfabend UFC 308.

Chimaev kämpfte bereits fünf Mal in Abu Dhabi. Nicht nur, weil er sich dem Emirat als Muslim näher fühlt, sondern weil ihm die USA aufgrund seiner engen Verbindungen zu Ramsan Kadyrow ein Visum verwehrt haben. Seit der Ermordung seines Vaters Akhmat Kadyrow in 2004 hält er die Macht in der zur Russischen Föderation gehörenden Teilrepublik Tschetschenien.

Der Diktator ist nicht nur wegen brutaler Säuberungsaktionen gegen Schwule berüchtigt, sondern auch für seine Nibelungentreue gegenüber Putin und gnadenlose Einsätze seiner Truppen an der Seite der russischen Aggressoren in Krieg gegen die Ukraine.

Kadyrows Heldenpose

Kadyrow inszeniert sich gerne als großen Helden, Anführer und ist das, was man im Westen getrost als toxisches Männlichkeitsideal par excellence bezeichnen kann. Als Vehikel dafür benutzt er den Kampfsport, insbesondere MMA und das Boxen. Er posiert kämpferisch mit populären Sportlern und hat den Fight Club Akhmat gegründet, in den er regelmäßig internationale Sportler einlädt.

Chimaev versteckt seine Freundschaft zu Kadyrow nicht. Im Gegenteil, in den sozialen Medien zelebriert er sie regelrecht. Die UFC ignoriert das gekonnt. Selbst dann, wenn Chimaev dem Diktator im Käfig öffentlich die Treue schwört. Sein Star­appeal scheint der Organisation wichtiger als Prinzipien.

Nicht nur wegen Chimaevs überwältigenden Siegs war der Kampfabend UFC 308 eine gute Nacht für Kämpfer aus der Russischen Föderation. Magomed Ankalaev, ein weiterer Vorzeigeathlet aus dem Fight Club von Kadyrow, gewann seinen Kampf im Halbschwergewicht und wird den nächsten Titelkampf bekommen. Der einäugige Sharabutdin Magomedov schickte seinen Gegner mit einer spektakulären gedrehten Rückhand zu Boden.

Zwar wurden Magomedov noch keine offiziellen Verbindungen zu Kadyrow nachgewiesen, dafür aber seinem Manager Ali Abdelaziz, der etliche Kämpfer des Fight Club Akhmat vertritt. Im Hauptkampf verteidigte der Spanier Ilia Topuria seinen Titel im Federgewicht gegen den Fanliebling Max Holloway. Topuria siegte in der dritten von fünf Runden mit einem furiosen Knock-out.

Auf der Pressekonferenz nach dem Event war UFC-Präsident Dana White voll des Lobes für die Performance von Chimaev und Ankalaev. Kritische Fragen lässt er seit Jahren nicht mehr zu und wenn sich eine Jour­na­lis­t:in doch dazu durchringt, wird die Person in Zukunft einfach nicht mehr zugelassen. Und so kritisiert niemand mehr, dass die US-amerikanische UFC sich an die Emirate anbiedert und den kämpfenden Sportsöldnern eines Diktators zu internationaler Berühmtheit verhilft.

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